Über Motive fur die sexistische Wahrnehmung von Personenreferenzformen
Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Germanistik - Linguistik, Note: 1,0, Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig (Institut für Germanistik), Veranstaltung: Feministische Linguistik, Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Forschungskomplex Ungleichheit der Geschlechter in der deutschen Sprache. Im Speziellen werde ich mit der feministischen Auffassung von einer sprachlichen Unterdrückung der Frau durch Personenreferenzformen (Personenbezeichnungen) befassen. Nach der feministischen Theorie besteht bei weiblichen und männlichen Personenreferenzformen eine Ungleichheit, die durch die assoziative Vormachtstellung des männlichen Geschlechts begünstigt wird. Mit Personenreferenzformen sind in meiner Arbeit speziell Anredeformen, generisches Maskulinum und Movierung gemeint. Da alle diese Bezeichnungen vorgeben, speziell auf das weibliche oder das männliche Geschlecht zu referieren, sind sie meines Erachtens prädestiniert für die Darstellung des frauenfeindlichen Charakters der deutschen Sprache. Vorweg sei aber auch angemerkt, was diese Arbeit nicht leisten wird. Ich werde keine Analyse der sogenannten Männersprache und Frauensprache vornehmen, die in den Arbeiten von Lakoff und anderen den thematischen Schwerpunkt bilden. Auf die betreffende Sprech- und Kommunikationskritik wird aber dennoch im Verlauf der Arbeit stellenweise Bezug genommen, da die Motive für das Verständnis von der deklassierten Stellung der Frau in der Sprache und der Ansicht, dass Frauen eine schwache Sprache sprechen, in vielerlei Hinsicht die gleichen sind.
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Daraus ergeben sich für mich zwei Forschungsebenen; das Sprachsystem, in dem die Diskriminierungen sichtbar werden, und das Sprachbewusstsein, in dem die dafür verantwortlichen Verhaltensweisen und Vorstellungen gebildet werden. Da die diskriminierenden Aspekte des Sprachsystems, wie die Personenreferenzformen, von der linguistischen Frauenforschung und anderen Wissenschaftsdisziplinen bereits erarbeitet wurden, möchte ich im ersten Teil meiner Arbeit auf diese Ausführungen Bezug nehmen. Im zweiten Teil werde ich schließlich im gesellschaftlichen Bewusstsein nach Motiven für dieses Empfinden forschen. Mit gesellschaftlichem Bewusstsein meine ich explizit die Vorstellungen von den Geschlechtern und den sich daraus ergebenen Rollenerwartungen, die im Gedächtnis der Gesellschaft intuitiv vorhanden sind. Außerdem möchte ich in diesem Teil der Frage nachgehen, wie sich das Einflussverhältnis von Sprache und Gesellschaft zueinander verhält.
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