Über Nayers Weg zum Sacromonte
Dr. med. Nayer, von Beruf Kardiologe, muss gehen. Der Chef und die Spitalleitung haben ihm eine Auszeit aufgezwungen. Der Zwangsurlaub soll dem drohenden Burnout zuvorkommen. Es ist Nacht. Der unersetzliche Nayer räumt sein Pult und verliert sich im Jahrmarktgetümmel des nahen Stadtparks. ... Nayer schleppt sich zu eine Autobahnbrücke, stürzt sich in die Dunkelheit und überlebt. Damit beginnt ein Roadmovie zu Fuss nach Süden. Denn zufällig hat er auf dem Weg zur Brücke von einer Pilgerfahrt zum Sacromonte gelesen. Was das auch immer sei, es soll ihm den erhofften Frieden bringen. Seine Reise ist gefahrvoll, lächerlich und voller Wunder, seltsame Menschen begegnen ihm, immer wieder bleibt Nayer hängen, übt alle möglichen Berufe aus, lernt Frauen kennen, ist Strassenkünstler, Hilfskoch und Sterbepfleger. Sacromonte könnte überall sein, in einem Kloster, in einer Gefängniszelle, auf einem Campingplatz. Mehrmals überlebt er nur knapp. Nayer wird zu einem ausdauernden Landstreicher, übersteht mehr Abenteuer, als er sich das je vorstellen konnte. Er landet bei Ökoterroristen, unterschreibt Scheidungspapiere und wird mit Hilfe einer verschworenen Computergemeinschaft unverhofft reich. Am Ende erreicht er seinen Sacromonte, ganz anders, als er sich das vorgestellt hat ...
Nayers verborgene Umwege sollen uns der Ungewissheit aussetzen, sprich der Routine entsagen helfen, bevor es zu spät ist. Schelmenroman, Entwicklungsgeschichte oder Rollenspiel. Glück ist ohne Risiko nicht zu haben. Eine Flucht mit vielen Stationen. Andreas Köhler hat Nayers Erweckung witzig, wortreich, fantasievoll und äusserst unterhaltend umgesetzt.
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