Über Neue Nachrichten von der Seele
»Seele« war einmal ein wesentlicher Gegenstand philosophischer und theologischer Selbstreflexion des Menschen. Heute klingt der Begriff eher kitschig und die Wissenschaften vom Menschen machen einen Bogen um ihn.
In seinem Beitrag »Liebesakt zwischen Seele und Gott: Der Begriff der Seele hinter dem Spiegel des Zeitgeists« spürt Stefan Blankertz dem Wandel des Seele-Begriffs nach und lässt ihn mit einem Flickenteppich an Zitaten, speziell Thomas von Aquin und Meister Eckhart, wieder lebendig werden.
»Asyl für einen obdachlosen Begriff. Die Schwierigkeit, den Ort der Seele anzugeben, korrespondiert mit derjenigen, sie hieb- und stichfest zu definieren. Weder diese Schwierigkeit, noch einige Jahrhunderte wissenschaftlicher Aufklärung oder materialistischen Spotts haben vermocht, dass wir auf den Begriff der Seele verzichten. Der Spott fällt zurück auf den Spötter. Wird er auch nur ein Wort sprechen können, ohne solche Worte zu benutzen, die er zuvor noch nicht definiert hat? Er würde niemals anheben können mit dem Sprechen. Und wo zeigt er uns den Ort der Sprache, wenn doch alles, was wir sehen, Linien und Halbbogen sind? Allerdings ist der Gebrauch des Begriffs anrüchig geworden. Aus dem Höchsten, das vom Lebendigen zu sagen war, ist Katakombe der geistigen Unterwelt und halbseidenen Beutelschneiderei geworden. Zu Recht. Denn vor allem das Höchste ist nicht davor gefeit, tief zu fallen. Die Frucht, die uns zufällt, ist jedoch Ergebnis vergangenen Engagements. Retten wir, was zu retten wäre; und tragen getrost zu Grabe, was faulig geworden ist.«
Mit ihrem Essay »Über Freuds Seele: Seele Freud Angst - Angst Freud Seele« führt Cornelia Muth den innovativen Praxisansatz zur seelischen Persönlichkeitsbildung »Archetypen der Seele« ein und nimmt dafür Sigmund Freuds Lebenswerk zum Gegenstand.
Freuds »größtes Geschenk an die Menschheit machte Freud meines Erachtens in seiner Rolle als Priester. In dieser Funktion tröstete er Menschen durch seine sogenannte Redekur, indem er Menschen wirklich zuhörte. Als psychoanalytischer Theoretiker lehrte er gern. Er konnte ohne Skript und ohne Unterbrechung zwei Stunden lang die komplizierten Sachen in seinen Vorlesungen darlegen. Gerade weil Freud sich mit seinen eigenen Ängsten so intensiv auseinandergesetzt hat, könnte sich die priesterliche Güte des Psychoanalytikers entfalten.«
Der Essay wird begleitet von farbigen »Gedankenskizzen«, die während der Auseinandersetzung mit »Freuds Seele« entstanden sind.
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