Über Popularisierung der Naturwissenschaften am Beispiel des Physikalischen Vereins Frankfurt.
Das vorliegende Werk von Panagiotis Kitmeridis verbindet geschickt theoretische Überlegungen zur Entwicklung der Popularisierung mit gesellschaftlichen Zusammenhängen. Diskutiert wird die sich entwickelnde Wissenskultur, die wachsende Bildung breiterer Schichten in Zusammenhang mit dem Aufschwung der Naturwissenschaften und der Industriealisierung im 19. Jahrhundert in Deutschland. Im Zentrum steht neben der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft mit Museum (1817) der Physikalische Verein (1824) mit einem breiten Spektrum von Themen aus der Astronomie, Physik, Chemie, Technik, Meteorologie. 1877 wurde eine eigenständige Astronomische Abteilung gegründet. Seit 1907 gibt es die Sternwarte mit einem 8'' Refraktor. 1913 wurde ein wissenschaftliches Planeten-Institut zur Berechnung von Bahnen von Kleinplaneten ins Leben gerufen. Der lange Weg bis zur Gründung der Stiftungsuniversität Frankfurt (1912) mit fünf Fakultäten ohne Theologische Fakultät wird geschildert; der Physikalische Verein spielte dabei eine bedeutende Rolle.
Insgesamt wurde hier ausgezeichnet die Entwicklung des Physikalischen Vereins von einem populären zu einem populärwissenschaftlichen, dann zu einem akademisch geprägten Verein von der Gründung bis ins 20. Jahrhundert dargestellt. Bemerkenswert ist, daß dabei der Blick über die fachwissenschaftlichen Grenzen hinaus geweitet wird. So ist mit dieser disziplinübergreifenden Arbeit eindrucksvoll die Synthese aus Wissenschafts-, speziell Physik-, Chemie- und Technikgeschichte gelungen - eingebettet in den sozialen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und industriellen Kontext. Insgesamt stellt dieses Werk einen wichtigen und innovativen Beitrag zur Popularisierungs- und Bildungsforschung dar.
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