Über Religiöse Bildung an den Rändern der Vielfalt
Die Ränder der Vielfalt stehen für Kontexte sozialer Ungleichheit, die in der (religiösen) Bildung oft vernachlässigt werden. Auch in den Diskursen über eine vielfaltskompetente Religionspädagogik werden gesellschaftliche Ungleichheitsdimensionen und ihre Wechselwirkungen noch zu wenig beachtet. Einer Religionspädagogik, die die sozialen Realitäten von Heranwachsenden ernstnehmen will, stellen sich somit wichtige Aufgaben.
Der vorliegende Band Setzt hier an und betrachtet Vielfalt in Kontexten von sozialer Benachteiligung. Thematisiert werden besonders die Verbindung und das Verhältnis von sozio-ökonomischem Status, Religion und Geschlecht - treffen doch in Kontexten von Vielfalt unterschiedliche religionsbezogene Bedeutungswelten und Geschlechterordnungen aufeinander, die auch durch ihren sozio-ökonomischen Hintergrund mitbestimmt sind.
Wie sozio-ökonomischer Status, Religionszugehörigkeit, Geschlecht und (sozio-)kultureller Hintergrund miteinander verflochten sind und welche Spannungsfelder dabei entstehen, wird zum Gegenstand religionspädagogischer Analyse. Für die Weiterentwicklung einer Religionspädagogik der Vielfalt sind Erkenntnisse über diese intersektionalen Zusammenhänge von zentraler Bedeutung.
Vor diesem Hintergrund werden in den vorliegenden Beiträgen wichtige Fragen eines schul- und religionspädagogischen Umgangs mit Vielfalt erörtert: Was bedeutet (religiöse) Bildung aus der Sicht sozial benachteiligter Kinder und Jugendlicher? Auf welche geschlechts- und religionsbezogenen Vorstellungen, Selbstverständnisse und Zuschreibungen kann man im Kontext sozialer Benachteiligung treffen? Welchen Zusammenhang gibt es zwischen religiösen Hintergründen bzw. Deutungsmustern und Geschlecht? Welche interaktiven Dynamiken lassen sich zwischen sozialer Benachteiligung, Religion und Geschlecht beobachten und wie können diese theoretisch reflektiert werden? Aufgezeigt wird, welche Forschungsfragen aktuell bearbeitet werden und welchen vielgestaltigen Beitrag sie zur wissenschaftlichen Fachdiskussion, zur Weiterentwicklung der Geschlechterforschung und zur Konzeption einer Religionspädagogik der Vielfalt leisten.
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