Über Richtig leben
Wie leben wir richtig, sodass wir unser körperliches, geistiges und seelisches Daseinspotenzial verwirklichen und mit unserer Umwelt, unseren Mitmenschen und uns selbst in Achtsamkeit und Mitgefühl umgehen und Sinn und Zweck unseres Lebens auf der Erde erfüllen können? Der Shivapuri Baba, einer der beeindruckendsten Menschen des 19. und 20. Jahrhunderts, der ein salomonisches Alter von 137 Jahren erreichte, lehrte das Prinzip des »Rechten Lebens«, das in seinen Grundlagen bestechend einfach und gerade deshalb problemlos übertragbar ist auf jede Epoche, Gesellschaft, Kultur und Religion. Nachdem er 24 Jahre in absoluter Einsamkeit im indischen Dschungel gelebt, danach auf seiner Pilgerreise 40 Jahre lang den gesamten Erdball zu Fuß umrundet und zahlreiche historische Persönlichkeiten wie die Königin Victoria, George Bernhard Shaw oder Theodore Roosevelt beraten hatte, ließ er sich 1926 in Nepal nieder, wo er die Erkenntnisse seiner Erfahrung der spirituellen Verwirklichung lehrte. Obschon bereits zu Lebzeiten als großer Heiliger verehrt, lehnte er jeglichen Kult um seine Person vehement ab. Auf seine Bitte, seine Lehre der drei Disziplinen Rechten Lebens für die moderne Welt einfach und verständlich darzulegen, schrieb John G. Bennett diesen Klassiker der spirituellen Literatur: eine praktische Anleitung, wie wir -- egal in welcher religiösen Tradition wir zuhause sind -- die richtigen Prioritäten setzen, ganzheitlich leben und zu Selbsterkenntnis und zur Schau Gottes gelangen können.
Der indische Staatspräsident fragte den Shivapuri Baba: »Welches ist Ihre Lehre?«
»Ich lehre drei Disziplinen: die spirituelle, die moralische und die physische.«
»Die ganze Wahrheit in so wenigen Worten?«
»Ja.«
»Die ganze Wahrheit in so wenigen Worten!«
»Ja.«
Anders als die meisten Lehrer gebrauchte der Shivapuri Baba keine feste Form der Darstellung, sondern wählte Sprache und Erklärungen entsprechend dem Zuhörer. Die meisten, die Rat bei ihm suchten, waren Hindus, und mit ihnen redete er in der Sprache der Bhagavad Gita. Wenn er mit Christen redete, verwies er auf die Bibel und entnahm seine Erläuterungen dem Leben und der Lehre Christi. Ebenso vertraut war er mit der Terminologie und den Konzepten des Sufismus, und dies in einem solchen Grade, dass ich nach meinem ersten Gespräch mit ihm zu der Überzeugung gelangte, er sei ein Muslim. Wenn er aus den buddhistischen Schriften zitierte, tat er dies mit einer offenkundigen Liebe zu Buddha.
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