Über Russische Exilkultur als Folge der Revolution von 1917
Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Geschichte - Weltgeschichte - Moderne Geschichte, Note: 1,0, Pädagogische Hochschule Freiburg im Breisgau (Institut für Politik- und Geschichtswissenschaft (Abteilung Geschichte)), Veranstaltung: Mobilität und Migration - Gesellschaften in Bewegung, Sprache: Deutsch, Abstract: Im Zuge der Revolution von 1917 kam es zu einem großen Exodus von ethnischen Russen, die den Bolschewismus ablehnten oder vor den Wirren des Bürgerkrieges (1917 - 22) flohen.
Diese Phase wird in der russischen Geschichtsschreibung als die ¿erste Welle der Emigration¿ bezeichnet. Ihre Zeit endete mit dem Zweiten Weltkrieg. Die nach dem 2. Weltkrieg einsetzende zweite Welle stand der ersten in keiner Hinsicht nach. Auch die dritte Welle in den 70er Jahren konnte nur zu einer kleinen Belebung russischer Exilkultur führen.
Das Interesse der Forschung fokussierte sich bisher auf die erste Welle zwischen den Kriegen. In der westlichen Geschichtsschreibung stehen dabei zwei Hauptwerke im Mittelpunkt, die einen je unterschiedlichen Blickwinkel verwenden. Auf der einen Seite steht das Werk ¿Russia Abroad¿ von Marc Raeff, das die einzelnen Zentren der russischen Kultur als ein quasi globales Netzwerk miteinander verflochten sieht und auf der anderen Seite der deutsche Historiker Karl Schlögel, der als Herausgeber des Sammelbandes ¿Der große Exodus¿ die Einzigartigkeit jeder lokalen Ausformung in den Mittelpunkt rückt.
Diese Hausarbeit diskutiert, welcher Blickwinkel besser dazu geeignet ist, das Phänomen der russischen Exilkultur in der Zeit von 1917 bis 1941 angemessen zu erfassen. Zunächst wird dabei in aller Kürze die Situation im alten Zarenreich beleuchtet. Es folgt ein Überblick über die Ereignisse der Revolution und wichtige Etappen in der Machtfestigung der Bolschewisten. Dies führt dazu, die wichtigsten Ursachen der Migration und deren geographische Ausrichtung zu erwähnen. Im eigentlichen Hauptteil dieser Arbeit wird dann das Phänomen der russischen Exilkultur im Einzelnen beleuchtet. Als exemplarisches Beispiel wird das russische Leben in Berlin dargestellt, da hier Anfang der 1920er Jahre das wichtigste Zentrum russischen Auslandslebens existierte. In einem nächsten Schritt wird diskutiert, inwiefern die Ausformungen des kulturellen Lebens in Berlin eher eine einzigartige und von anderen Ländern unabhängige lokale Erscheinung sind oder ob sich hier Anzeichen einer globalen russischen Exilkultur zeigen lassen.
Nach Abwägung der beiden grundsätzlichen Blickwinkel wird das Phänomen der russischen Migration mit anderen Formen von Zwangsmigration des 20. Jahrhunderts hinsichtlich der allgemeinen Charakteristika verglichen. Es folgt zum Abschluss dieser Arbeit eine Schlussbetrachtung, in welcher die wesentlichen Ergebnisse zusammengefasst werden.
Mehr anzeigen