Über Stofflichkeit, Sinnlichkeit, Präsenz
Der Illustrator und bildnerische Künstler Jörg Müller und der Schriftsteller Jörg Steiner haben zusammen sieben kulturkritische Bilderbücher geschaffen, die zwischen 1976 und 1998 im Verlag Sauerländer erschienen sind. Müllers und Steiners witziges, ironisches, nachdenkliches, utopisch und dystopisch geprägtes, selbstreflexives OEuvre wird in dieser Publikation geöffnet, ausgebreitet und aus einer materialästhetischen Perspektive betrachtet. Wie kann das Bilderbuch als stoffliches, sinnliches und präsentes Medium begriffen werden?
Bilderbücher sind Körper im Raum. Sie haben ein bestimmtes Format und Gewicht, bestehen aus Papier, einem Rücken, Vorsatzblättern, Knickkanten und weisen Spuren des Gebrauchs auf. Bilderbücher werden gesehen und angefasst, das Blättern wird gehört, Werkstoffe werden gerochen und auch geschmeckt. Die Bücher von Müller und Steiner werden als konkrete Objekte und als ästhetische Gegenstände verstanden, wobei das Interesse sowohl auf künstlerische Strategien
als auch auf mit dem Trägermaterial zusammenhängende Erfahrungen der Rezipient:innen gerichtet ist: Wo lassen sich komplexe künstlerische Strategien festmachen, die Dimensionen des Bilderbuchkörpers einschliessen?
Welche narrativen Funktionen erfüllen einzelne stoffliche Entitäten im Hinblick auf den Text, das Bild oder das Text-Bild-Gewebe? Wie kann die Beziehung von Eigenschaften der Bilderbucharchitektur und der Körperlichkeit der Rezipient:innen gedacht und beschrieben werden? Was bedeutet Materialästhetik und wie hängt sie mit Stofflichkeit, Sinnlichkeit und Präsenz zusammen? Weshalb sollten wir uns von einer dualistisch dominierten Werkund
Weltvorstellung verabschieden?
Mehr anzeigen