Über Universalistisches Ideal und koloniale Kontinuitäten
Mit der Unabhängigkeit Algeriens im Jahr 1962 verließen nicht nur eine Million
europäische Siedler das Land in Richtung Frankreich, sondern auch etwa 85 000
»harkis«: Muslime, die während des Krieges insbesondere als Hilfssoldaten die
französische Armee unterstützt hatten. Kamen die »harkis« als »Verräter an der
algerischen Nation«, als »gleichberechtigte französische Staatsbürger« und somit als
Repatriierte, oder waren sie als Flüchtlinge anzusehen? Anna Laiß analysiert die von
unterschiedlichen Fremdbildern geprägten Kontroversen sowie die damit verbundene
schwierige Suche der »harkis« und deren Nachkommen nach ihrem Platz in der
Französischen Republik. Sie zeigt das Spannungsfeld zwischen universalistischem
Ideal und kolonialen Handlungs- und Denkweisen auf, die sich in dem weit über die
Dekolonisation hinausreichenden Untersuchungszeitraum in den Debatten um Integration
und koloniale Erinnerungen wiederfinden.
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