Über Verrat am Deutschtum
»Der Judenhaß erlebt bei uns seine große Zeit. Der Krieg ist verloren. Die Angst ist fort. Das kleine schäbige Elend ohne Begeisterung hockt auf der Ruine des kaiserlichen Deutschland. Es gibt nicht einmal richtiges Bier. Man muß sich um Holz und Kartoffeln kümmern; höchstens kämpft man nebenher und im Geheimen einen verbissenen Kampf mit dem Steuererheber. Das genügt selbst dem deutschen Bürger nicht als Lebensinhalt. Der Stamm wird unruhig und bewaffnet sich. Die Niederlage muß gerächt werden. Der Täter ist unangreifbar. Der Stamm hungert nach Entnüchterung. Er braucht ein wenig Raserei. Kollektives Schlachten ist eines der besten Rauschmittel. Der Stamm schwärmt aus. Er findet den Fremdling, den Juden. Er umtanzt ihn, heulend vor Wonne, ein greifbares, kenntliches Objekt zu einer Entnüchterungs-Orgie gefunden zu haben. Er kreist ihn ein, zerrt ihn von Faust zu Faust, die Keulen heben sich, ihn zu erschlagen. Hurra, es ist fast wie 1914.« [Zitat]
Der Text des Neusatzes folgt der Ausgabe 1922, erschienen im Paul Steegemann Verlag Hannover und Leipzig.
Mehr anzeigen