Über Vom Antun und Erleiden
Wenn sexuelle Gruppenübergriffe wie in der Kölner Silvesternacht zur Debatte stehen, geht es meist um Fragen nach dem »Warum« und dem »Wer«: Wer sind die Täter? Warum tun sie so etwas? Was sind die Ursachen? Die Taten selbst, das eigentliche Gewaltgeschehen, werden kaum einmal zum Thema gemacht.
In dieser Studie nimmt Laura Wolters einen Perspektivwechsel vor und stellt stattdessen die Gewaltpraktiken und Interaktionen ins Zentrum der Analyse. Anhand von Gerichtsakten, autobiografischen Zeugnissen sowie Erfahrungs- und Augenzeugenberichten untersucht sie Gruppenvergewaltigung als soziales Geschehen von Antun und Erleiden. In den Analysen wird deutlich, dass die Frage nach dem »Wie« des gemeinsamen Vergewaltigens für ein Verständnis dieses Gewaltphänomens unerlässlich ist ¿ und der Ursachensuche eigentlich vorausgehen müsste. Damit legt Laura Wolters nicht nur die erste Soziologie der Gruppenvergewaltigung vor, sondern leistet auch einen konzeptionellen Beitrag zu einer jüngeren Gewaltforschung, die die leiblichen Realitäten von Gewaltsituationen in den Blick nimmt.
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