Über Von der Ursache, dem Prinzip und dem Einen
»Im Ganzen hege ich die Zuversicht, daß ich den Gedanken Brunos wenigstens an keiner für die Auffassung seiner Doktrin bedeutsamen Stelle verfehlt, und daß ich dem sprachlichen Ausdruck ein wirklich deutsches Gewand verliehen habe, ohne der Eigentümlichkeit des Originals zu viel zu vergeben. In den Anmerkungen habe ich mich bemüht, alles dasjenige zu erläutern, was der aufmerksame und philosophisch gebildete Leser der Erklärung bedürftig finden könnte. Wo G. Bruno auf die Lehrsätze früherer Philosophen zurückgreift, sie zur Bestätigung seiner Doktrin heranziehend oder sie von seinem Standpunkte aus bestreitend, habe ich die Berührungspunkte oder Gegensätze ins Licht zu stellen versucht.
Die Frucht, die ich von meiner Bemühung hoffe, ist die, daß sich ein allgemeineres Interesse dem edlen Denker zuwende, der eine der anziehendsten Erscheinungen bildet durch seine Leistungen wie durch seine Schicksale. In neuerer Zeit hat die Frage nach den Quellen der spinozistischen Lehre die Aufmerksamkeit auf den Zusammenhang zwischen Spinoza und Bruno gelenkt, der ohne Zweifel für Spinozas früheste Entwickelungsstufe ein sehr inniger ist. Aber auch abgesehen von solchen historischen Beziehungen ist in den Schriften Brunos vieles, was wohl verdiente, auch noch in unseren Tagen als Element unserer eigenen philosophischen Bildung wiederbelebt zu werden. Es weht durch Brunos Schriften ein Hauch unvergänglicher Jugend, ein Quell immer frischen Lebens. Seine reine Begeisterung für die Wahrheit wird zum leidenschaftlichen Affekt, der sich mit feuriger Inbrunst ausspricht. Die mittelalterliche Mystik, die durch Vermittlung des Cusanus zur Gestaltung seiner Persönlichkeit beigetragen hat, verschmilzt bei ihm mit dem Klassizismus des Zeitalters der Renaissance und mit der dem Italiener durch nationale Anlage einwohnenden Wärme der Empfindung für das Schöne der Erscheinung zu einer hinreißenden Gesamtstimmung.« [A. Lasson im Vorwort]
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