Über Wahrnehmung in Vor- und Nachmärz
Wahrnehmung wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts bestimmt als "Organ
unseres ursprünglichen Welt-Erlebens."11 Das ursprüngliche Welterleben
war das des Flaneurs, der mit allen Sinnen Umwelt wahrnimmt, um sich zu
situieren
und aus dieser Verortung Sicherheit und Anderssein zu gewinnen;
die Verortung war aber auch über die Individualebene hinaus von politischer,
sozialer, ökonomischer und kultureller Bedeutung. Man greift nicht zu hoch,
wenn der Vormärz als Zeitspanne betrachtet wird, in der eine vollere Realität12
in sehr spezifischer Weise greifbar wurde.
Die Vielschichtigkeit der Vormärz-Welt war dabei eine konstanter Innovation,
die eine Initiierung jener Selbstbilder bedeutete, die über das Wahrnehmen
bestätigt wurden, das selbst ein anderes geworden war. Nicht mehr
informierte Wahrnehmung über die tautologisch so genannten sozialen Tatsachen;
sie schuf diese vielmehr um und damit neu - das Organ des Welterlebens
wirkte hier auf die Welt ein und musste Erlebnisse nicht mehr erleiden.
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