Über Zurückgekehrt!? Über die präventive Bedeutung intrinsischer und struktureller Veränderungsprozesse nach der Entlassung aus dem Jugendstrafvollzug
Auf die Haftentlassung folgt eine Zeit, die jüngst Entlassene mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert und die wesentlich durch Strukturlosigkeit geprägt ist. Obgleich der überleitungsorientierte Strafvollzug eine frühzeitige Reintegration anstrebt, fällt eine Vielzahl der Haftentlassenen unmittelbar nach der Haft in ein sog. Entlassungsloch. Junge Haftentlassene stellen in diesem Zusammenhang eine besondere Klientel dar. Sie befinden sich nach der Haft regelmäßig noch in einem Heranreifungsprozess, der durch einen Autonomie- und Autoritätskonflikt gekennzeichnet ist. Wie der Abbruch intensiver Delinquenz gelingen kann, steht seit nunmehr zwei Jahrzehnten im Fokus der sog. Desistance-Forschung. Hier knüpft auch die vorliegende Arbeit an. Im Rahmen des Projekts "Die präventive Bedeutung des sozialen Umfelds nach der Entlassung aus dem Jugendstrafvollzug" wurden 17 junge männliche Strafgefangene, für die in der zweiten Jahreshälfte 2018 die Entlassung aus der Justizvollzugsanstalt Neustrelitz bevorstand, zu insgesamt drei Erhebungszeitpunkten interviewt und somit über einen Zeitraum von 17 Monaten durch die Interviewerin begleitet. Um auch die sozialen Beziehungsgefüge im Rahmen der qualitativen Längsschnittuntersuchung hinreichend untersuchen zu können, wurden ergänzend die durch die Strafgefangenen benannten Bezugspersonen sowie, soweit gegeben, die zuständigen Bewährungshelfer*innen wiederholt interviewt. Im Rahmen der Analyse der Längsschnittuntersuchung zeigt sich, dass die jungen Menschen nach der Haft sowohl intrinsische als auch strukturelle Veränderungsprozesse durchleben.
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