Über Aus der Tiefe
Du schlanke Frau, ich sende Dir mein Büchlein, Und mit den Frühlingslüften kommt vielleicht Es angeflogen in Dein stilles Dorf, Ein Liebesgruß aus ferner, lauter Stadt.
Wenn in der Mittagsstunde Du alsdann, Die Hände leicht gefaltet und gekreuzt die Füßchen, Nachsinnend lehnest im Großvaterstuhl, Gleich der Prinzessin aus dem Ammenmärchen, Bewacht von zwei schneeweißen großen Katzen, Die emsig spinnend auf der Diele kauern, Wenn Frühlingsonnenschein durch's Fenster fällt, Quer durch die Stube auf Dein blondes Haupt, Wenn dann die alte Magd, die schweigsam saß, Halb Deinen Athemzügen, halb dem Winde lauschend, Dich plötzlich fragt in ihrer treuen Art: »Was schrieb denn die Frau Ada heute ... Frau?!« Da wird Dir klar, was Du gedacht, gefühlt, Seit Dir mein Büchlein aus der Hand gefallen, Und leise sagst Du dann: Sie kommt bald wieder! Denn als gesucht Du schweigend, und geblättert, Da füllten Deine frommen blauen Augen, Die erst mit Kinderneugier niederblickten Auf jedes Blatt ¿ mit Thränen sich allmählig.
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