Bücher von Zdravko Luburic

Kristina, Ankica, Mario hießen die Kinder, die bei der serbischen Offensive auf Slavonski Brod getötet wurden. Ihnen und fünfundzwanzig anderen Kindern hat Zdravko Luburi¿ seinen Gedichtband ¿Requiem¿ gewidmet. ¿Du bist ein Stern, der das Licht trinkt/im Inneren der Küsse, wo die reglosen Schmerzen stehen.¿ Ein lyrisches Buch voll barocker Sprachpracht ist entstanden, keiner Nation zuzuordnen, es ist vielmehr in universelles Leid, das sich hier Raum schafft, um uns, die Überlebenden, mit ihrem Schmerz zu überraschen, der, trotz des Grauens, in Luburi¿s Poesie in seiner ganzen Empfindsamkeit erstrahlt. Keine Nationaldichtung. Eher ein Autor, der, in deutscher Sprache schreibend, und der Herkunft nach aus Kroatien, als Dichter zu allen Menschen spricht, die sich für Worte und Musik interessieren.

¿Eisenhaltig¿ sind die Augen des Vaters, ¿riesengroß¿ die Hände. Schmerzhaft, lebensbedrohend ruft die Erinnerung an die Kindheit in diesen Gedichten des kroatisch-deutschen Lyrikers Zdravko Luburi¿ die Angst wieder hervor. In langen, klagenden Versen erhält das Verstummen des Knaben eine Stimme, die das Entsetzen und den Schrecken vor einem Leben als Strafe in bedrückenden Bildern zeigt. In zitternder Unruhe wird erneut die Vater-Angst beschworen, um sie in tiefer Trauer zu benennen. Diese Klagen zeigen eine Erde mit ¿dröhnenden Hügeln¿, die das Leben des Menschen mit einem ¿Licht tiefer Dunkelheit¿ umgibt. ¿Alles versammelt sich um die gesunkenen Blicke des Knaben, alles scheidet sich von ihm ab, wird karg, trocken und durchsichtig, so dass man die Zeit seiner Kindheit fühlt. Das aufgehende Abendlicht benetzt seine Tränen; sie hinterließen einen Schrecken, den die Erde nie verloren hat.¿

Slawonische Symphonie, Was aus ewiger Musik ertönt ¿ Zusammenklang,¿ dieser Titel verleitet zu einer Erwartung von Harmonie und Miteinander ¿,vielleicht von Menschen, vielleicht von Gedanken.,Schlägt man das Büchlein auf, begegnet man jedoch Dissonanzen,,Klangbrüche und Verschiebungen, die auf den ersten Blick in krassem,Gegensatz zum Titel zu stehen scheinen.,Man habe den Mut, einen zweiten Blick zu tun!,In der Tiefe zwischen den Zeilen versteckt hört man die Symphonie,erklingen. Eingebettet in scheinbar unpassende Bildkombinationen,,Gedankenknicke und Sinnbrüche findet sich ein menschliches Schicksal,,dass eben durch die Verfremdung seiner Begegnungen ganz speziell und,dennoch ganz vertraut ist.,Die Poeme von Valentin Lennep erreichen durch ihre zirkuläre Tiefe einen,Grad an zentraler Verschlüsselung, der sich dem Leser zunächst nur,zögerlich eröffnet. Folgt man aber dem Dichter in dessen Gedankenwelt, so,wird man erleben, wie gerade durch die Dissonanzen völlig neue Klangoder,hier wohl besser Denkwelten geschaffen werden.

Vieldeutig spiegelt sich die Außenwelt der Wirklichkeit in der Innenwelt. Von ihr sprechen die lyrischen Texte von Zdravko Luburi¿. Im Innern glücklicher Emotionen verbinden sich Natur und Bewusstsein zur Wirklichkeit der Liebenden. Die Gedichte feiern wie freudige Gesänge die Liebe als ¿Atem der Welt¿, der Leben und Schicksal schenkt. Im langsamen Tempo der langen Sätze entsteht dynamischer Aufbruch durch das Lächeln freundlicher Bilder. Das wahre Geschehen der Liebe, das Leben in der Gemeinsamkeit wird fühlbar. Die Metaphern dieser Lyrik stammen aus dem ¿Wortschatz des Herzens¿.

Den meisten Menschen werden die hier geschriebenen Grausamkeiten unmöglich erscheinen, unmöglich im 20.Jahrhundert, unmöglich besonders in Europa. Vieles ist im 20.Jahrhundert in Europa geschehen, in Polen, Spanien, Rumänien, Deutschland usw. Aber ich bin davon überzeugt, dass diese in Kroatien verübten Ermordungen der 380 kroatischen Priester, besonders die der 28 Märtyrer von ¿iroki Brijeg und die Ermordung der 66 Priester in der Provinz Mostar, zu den schrecklichsten Greueltaten gehören, die jemals in Europa verübt wurden. Die Priester sind Opfer des Hasses geworden, weil sie dem kroatischen Volk und katholischem Glauben angehören. Mit frommen Leiden und Liedern im Munde und der stillen Übergabe in Gottes heiligen Willen sind sie in den Tod gegangen; sie fielen von jugoslawischen Liquidierungskommandos. Trotz der Überfülle der andrängenden Bilder bleibt die Diktion der lyrischen Texte gezügelt und überwacht. Die Verse schlingern seltsam und die Gedichte scheinen in Spiralbewegung, belebt und ohne rechte Ruhe zu sein.

Die Bedeutung der Gedichte liegt nicht in den tiefen unbewussten Kräften, auch nicht in den vom Autor entworfenen Menschenbildern, sondern entspricht vielmehr der wechselseitigen Beziehung von Dilettanten und Dingen. Sie liegt ebenfalls in der künstlerischen Methode, mit der hier in diesem Buch das wahre Verhalten dieser Menschen in einer veränderten Wirklichkeit aufgezeigt sind, die der Mensch sieht in den Versen; sie scheinen von einer Spiralbewegung belebt, ohne rechte Ruhe zu haben. Hier kann alles mit allem verbunden werden, das Kalte mit dem Rücksichtslosen, das Hohe mit dem Niedrigen, das Natürliche mit dem Sichselbstzierenden (dem Getue), in dem am Ende das schweigende Lächeln triumphiert. Der Autor zeigt diese Menschen, die für immer die Wahnsinnsmasken tragen, die zugleich in ihrer erbärmlichen Kreatürlichkeit von Begierde im physischen Zerfall, in Schutz und Verdammnis sind. Die Gedichte bilden eine Folge von Bildern, in denen sich das Lebensgefühl der Schwestern spiegelt. Diese Spiegel zeigen die Welt und die Charaktere der Schwestern in Paradoxien, die aus den Bildern der Sprache selbst entstehen.

Vieldeutig spiegelt sich die Außenwelt der Wirklichkeit in der Innenwelt. Von ihr sprechen die lyrischen Texte von Zdravko Luburi¿. Im Innern glücklicher Emotionen verbinden sich Natur und Bewusstsein zur Wirklichkeit der Liebenden. Die Gedichte feiern wie freudige Gesänge die Liebe als ¿Atem der Welt¿, der Leben und Schicksal schenkt. Im langsamen Tempo der langen Sätze entsteht dynamischer Aufbruch durch das Lächeln freundlicher Bilder. Das wahre Geschehen der Liebe, das Leben in der Gemeinsamkeit wird fühlbar. Die Metaphern dieser Lyrik stammen aus dem ¿Wortschatz des Herzens¿.

Ein entsetzliches Massaker in ¿ gegen Ende des 2. Weltkriegs an den Donauschwaben wird dem kroatisch-deutschen Lyriker Zdravko Luburic zum beispielhaften Ort, um an das Leiden der Menschen zu erinnern, die ¿im Namen¿ politischer Gewalt verfolgt und getötet wurden. Die Sprache seiner Gedichte macht die Allgemeingültigkeit des Sterbens und Leidens dieser Menschen deutlich und weist über ihren jeweils einzelnen Tod auf das Leiden und Sterben aller der Menschen hin, die bis heute in der ganzen Welt zu Opfern staatlicher Gewalt werden. In ihrem feierlichen, hymnischen Ton erhält die lyrische Sprache in der Überfülle der andrängenden, auch paradoxen Bilder eine Möglichkeit, die spirituelle Bedeutung des Todes zu zeigen. Die Reihenfolge der Gedichte bildet eine bewegliche, nicht zur Ruhe kommende Spirale. Rhythmus und Bilder bilden die verborgene Wahrheit des Todes. Die alptraumhaften Bilder kommen aus Träumen, die in unserem Innern von der Vernichtung des Menschen wissen. Die Landschaft verwandelt sich in Angst, die Farben verlöschen in Dämmerung zur Nacht, zum entsetzlichen Schweigen der Menschen. Nur der dauernde Ruf einer einzigen Stimme kann dieses beenden.

Valentin Lennep findet in ¿Der Gott schaut und schweigt¿ wieder die ihm ganz eigene Sprache, eine Sprachmelodie, die unerwartete Winkelzüge paart mit tiefgreifender Innigkeit und so ein Abbild des Seins, des Unerwarteten und des Alltäglichen erschafft, dass den Leser wie in einem Sog gefangen nimmt. Wer sich auf diese Sprache einlässt, wird gefordert. Doch wer sich fordern lässt und dem Weg durch die sich ausbreitende Gedankenwelt zu folgen sucht, kann sich auf einen Pfad durch das innere Erleben begeben, wie er ungewöhnlicher kaum sein könnte. Die besondere Handhabung der Sprache, das Aneinanderfügen von Windungen und Wendungen zu einem Kranz von ineinander gleitenden Wesensfugen zeigt Qual und Stille eines wachen lebendigen Geistes, in sich ruhend und doch aus sich heraustretend, starr und bewegt zugleich. Immer wieder blitzt Erkennen auf. Haben wir das nicht schon selbst erlebt?

RezensionLieber Zdravko,Gratulation zu diesen Texten. Sie beeindrucken mich in ihrer Geschlossnheit, ihrer eindringlichen Konsequenz wie gleichsam ein Stück repetitiver Musik, in der Ausgewogenheit ihres Bild¿ und Themenrhythmus, und im durchgehaltenen Sprachniveau ¿ lyrischer Prosa in einem weiträumigen Sinn aber ohne Brüche und Ausfälle.Lennep mag glücklich sein, überhaupt das Bergische Land über diese Verklärung. Soll es Bilder, Fotos geben zur Ergänzung? Es läge nahe. Poeme über eine Stadt oder eine Stadtlandschaft sind ja nicht so häufig. Da wäre Andrej Belyj: Petersburg, Georges Rodenbach: Brügges ¿ la ¿ Morde, Czeslaw Milosz: Die Straßen von Wilna. Wo hast Du Maß genommen?Nun muss ich wirklich mal, statt mich bei Remscheid durch die Baustellenstaus zu quälen, runter von der Autobahn und dieses Lennep besehen. Gibts da wirklich die vielzitierten Strohdächer, oder ist das dichterische Fiktion (Fürs Bergische Land ist ja eher die schwarze Verschieferung typisch)?