Über Âyurveda und Poesie
Die klassische indische Medizin (âyurveda), die in Indien bis heute als Alternative zur europäischen Schulmedizin weiterbesteht, hat sich in jüngerer Zeit in Europa und den Vereinigten Staaten stark verbreitet. Dass dieses alte Heilsystem immer wieder positive Assoziationen weckt, macht sich inzwischen sogar die Werbeindustrie zunutze, indem Industrieprodukte als »ayurvedisch« vermarktet werden und mit der uralten Geschichte der indischen Medizin geworben wird.Die reichhaltige Literatur des Âyurveda birgt manche Schätze, wie etwa den vorliegenden Text des indischen Arztes Lolimbarâja, der im 16. Jh. nahe Pune wirkte. Sein Vaidyajîvana, wörtl. »Leben des Arztes«, welches hier im Original neu ediert und erstmals ins Deutsche übersetzt wird, beschreibt die Tätigkeit der mittelalterlichen indischen Ärzte, indem nach Krankheiten angeordnete Rezepte gegeben werden. Der eher technische, medizinische und pharmakologische Inhalt wird hier aber in Form eines an seine Frau gerichteten Gedichts präsentiert, welches nebenbei alle Merkmale der indischen Poesie trägt. Das Werk ist somit nicht nur medizingeschichtlich interessant, sondern auch literarisch von besonderem Reiz.
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