Über Der kleine Vagabund
Es mögen etwa dreißig Jahre her sein, als an einem wonnigen, sonnigen Nachmittage des Monat Mai die rüstige Wirthin zum »goldnen Löwen« in Zwingenberg, dem reizend gelegenen Landstädtchen an der Bergstraße, ihren Jüngsten, einen stämmigen, vierjährigen Knaben, von dem Arm auf die Erde setzte und zu einem blondgezöpften Mädchen von ungefähr zehn Jahren die eiligen Worte sprach: »Hier, Marie, nimm den Hans an die Hand, packt eure Schulsachen zusammen, Gretchen und Jakob, und geht mit hinauf in das Schloß. Ich weiß heute wieder einmal nicht, wo mir der Kopf steht; in einer Stunde kommen die Maler und Sänger hungrig und durstig aus dem Gebirg. Ich laufe vom Keller in die Küche, von der Küche in den Speisesaal und ihr seid mir dabei fortwährend zwischen den Füßen. Also, marsch hinauf! und gehorcht der Marie, das will ich euch gesagt haben!« Die letzten Worte richtete sie an die zwei Krausköpfe von sieben und neun Jahren, die muthwillig zu dem drohend erhobenen Finger der Mutter hinaufschauten, jetzt aber freundlich nickten, als ein zweites: »Hört ihr?« nochmals Gehorsam einschärfte.
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