Über Der Schindelmacher
Die hölzerne Wasserrinne stand so weit von dem Schindeldache der Scheuer ab, daß von der untergehenden Frühjahrssonne nur ein schmaler, roter Lichtstreifen auf die Tenne geworfen wurde. Er kam etwa in der Mitte des Raumes zu Boden und verlor sich einen Augenblick in den krausen, weißen Holzspähnen, wie sie das Schnittmesser des alten Franz Tone quietschend hinwarf. Dann arbeitete sich das rote Licht aus dem Wirrwarr heraus, holperte zitternd über die Spähne und kroch wie erschöpft an der Tennwand hinauf, dem Bauer, der breit und träge dort lehnte, über die Lederhosen. Das mochte dem kraftlosen Abendlichte am schwersten fallen, denn die Hosen des Bauern waren spiegelblank gearbeitet und es fand keinen Halt. Die paar Falten querüber nutzten ihm auch nicht viel; denn wenn es sich irgendwo festgesetzt hatte und Atem schöpfte, noch ein wenig höher zu rücken, fuhr der Bauer mit dem Beine jedesmal auf die Seite, daß das arme Licht wieder auf die Tennwand zurückfiel. Aber was sich so ein Lichtstrahl vornimmt, das macht er, ob es einem Bauern recht ist oder nicht, besonders wenn ihn das Frühjahr schickt. So ließ auch der Lichtstreifen in der Scheune nicht nach, dem Bauern am Beine hinaufzurücken, geraden Weges auf den blanken Uniformknopf zu, an dem die eine Seite des gelbgegriffenen Bauchlatzes hing. Und einmal vergaß sich der Bauer, weil das Schnittmesser des Schindelmachers an einen großen Ast gekommen war. Da rückte der Lichtstrahl gar ungestört weiter und saß bald mitten auf dem blanken Knopfe, balancierte darauf hin und her, sah sich eine Weile lustig um, daß es in dem dämmerigen Räume blitzte und hüpfte dann eilig mit einem langen Satze hinaus, der Sonne nach ¿ zitternd. Ihn fror, und die Sonne blies gerade ihre letzte glühende Wolke in die schwarzen Wipfel des nahen Berges.
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