Über Dichten, bis ich Dresche kriege
Politische Lyrik und auch noch heitere? Ist das nicht Kunst von gestern? Und fordert unsere Weltlage nicht andere Mittel? - Das sind Fragen, die den Humoristen Marco Tschirpke nicht scheren. Ungerührt, doch nicht unbekümmert, fertigt er klar konturierte Schnappschüsse vom Zeitgeschehen in Deutschland. Dass er links steht, versteht sich. Doch seine Sicht der Dinge hat wenig gemein mit der Meinungstombola des gelernten Bundesbürgers. Er stellt infrage, was andere voraussetzen. Und spürt mit seinen Gedichten das Allgemeine im Besonderen auf. Historische Personen und lebende Artgenossen kommen da ebenso vor wie Schiffsverkehr und Raumfahrt, Freund und Feind. Er spottet über grüne Minister und betrunkene Wutbürger, vergleicht Ernst Thälmann einer Flasche Sekt (»Was bessernd eingreift in die Welt, das wird beizeiten kalt gestellt«) und die Maler Franz Marc und August Macke mit Max und Moritz, zeigt der kapitalistischen Kälte die kalte Schulter und erklärt der Kriegstreiberei den Krieg. Ein Lichtstrahl der Komik leuchtet jene Ecken des Daseins aus, denen die öffentliche Debatte keine Aufmerksamkeit widmet.
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