Über Die Poesie, und Germanien
Jüngst saß Germanien am hohen Donaustrand' In königlichem Pomp'; ein purpurnes Gewand, Nicht mehr, wie sonst, das Kleid von wilder Thiere Fellen, Floß an dem Ufer hin, und röthete die Wellen. Um ihre Stirn bog sich ein frischer Lorbeerkranz; Die Wange glühte sanft, und ihrer Augen Glanz [4] Schien ungewohnt belebt; aus allen ihren Zügen Brach ein glückseelger Tag vom reinesten Vergnügen. Der Musen holdes Chor, mit jedem Reitz geziert, Drang sich um sie herum, von Gratien geführt; Indem um sie schon her die Wissenschaften standen, Die mit den Musen nun freundschaftlich sich verbanden. Germanien sah sie, und nahm die Götterschaar Um ihren Thron herum nicht ohn' Entzücken wahr; Und voll von einem Glück, das ihr bisher gefehlet, Sprach sie, so wie vertraut die Muse mir erzehlet: »Freundinnen, wie entzückt mich meines Reiches Flor!
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