Über ESSENZEN_Blau
Das zeichenreiche, abstrakt-philosophische Werk der ¿Essenzen¿ vermittelt dem Leser kaleidoskopartig Wortbilder die ihre Kraft aus einer befreiten, unverbauten Natürlichkeit schöpfen. Darin reflektieren sie die vielfältigen, ganz eigentümlichen Einflusssphären des Künstlers: Das sensible Schauen auf die Außenräume des eigenen Lebenskreises, dem skurrilen Spielfeld von Gesellschaft und Schicksal, die Faszination der Natur...; Schließlich, die unterschwellige Frage nach dem letzten Sinn, - und in zarten Untertönen die mögliche Antwort des Dichters darauf. Das aufmerksame Hinhören in den Innenraum eigen Erlebtes; Erfahrung von Stärke und Zerbrechlichkeit, von Ergreifenwollen und Loslassenmüssen, von gewonnenem Glück und verlorenen Kämpfen, von Zersplitterung altvertrauter Welten zieht sich wie ein roter Faden durch eine Wortgestaltung, die wie kaum eine andere aus der Unmittelbarkeit des Lebens fließt. Die natürliche Abstraktion der Dichtungen ¿ und nichts anderes als Dichtung im ehrlichsten Sinne wollen die ¿Essenzen¿ sein, deckt sich oft mit der Symbolsprache archetypischer Bilder. Naturstimmungen, Atmosphäre schaffende vertraute Formen werden zitiert, ohne dass der Leser sich an allzu Konkretem, Gekanntem, festhalten kann. Jeder Versuch, es sich in den Texten gemütlich zu machen, entgleitet an seiner Subtilität, seinem Fluss und provozierenden Kryptik; es ist das 'Gewand', in dem die Dichtung in einer transformierten, neuen mythologischen Gewandtheit an den Leser herantritt. Michael Stoll spielt in seiner Dichtung bewusst wie intuitiv mit archetypischen Sprachausdrücken, Wortstimmungen - mit Impressionen und Streiflichtern, die immer wieder um- und wegzukippen drohen, und ganz unvorhergesehene Metamorphosen durchlaufen. Der Dichter führt den Leser so über seine Lese- und Hörgewohnheiten hinaus, um ihn in die Stimmung und Gedanken der ¿Essenzen¿ einschwingen zu lassen und ihm unerwartete Wahrnehmungs- und Verstehensräume zu öffnen.
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