Über Fingerspitzenhorizonte
Zu den Arbeiten von Erwin Pfrang schreibt Carla Schulz-Hoffmann:
Pfrangs Arbeiten zeigen exemplarisch die radikale Entäußerung des Individuums, seine monomanische Konzentration auf die Gefährdungen der eigenen Existenz gegen eine Welt, die hierfür keinen selbstverständlichen Freiraum mehr bereithält. Es entstehen Bilder, die keine gängige Erwartungshaltung befriedigen, die gegen den Strom schwimmen, nicht aus Prinzip, sondern weil sie nicht anders können - und gerade darin liegt ihre Überzeugungskraft! Über allem liegt bleierne Stille, die jedoch zugleich bis zum Bersten angespannt, vibrierend wirkt Sie dröhnt uns in den Ohren und erfüllt die Luft mit schier unerträglicher Anspannung. Wie ein Trost klingt hierzu der Gedanke der Pianistin Clara Schumann: »Die Ausübung der Kunst ist ja ein großer Teil meines Ichs, es ist mir die Luft, in der ich atme!«, so lässt sich für Pfrang folgern, dass er in Bildern atmet. Eine Vorstellung, die sich die Betrachterin und der Betrachter fasziniert zu eigen machen möchten.
... Der Rückzug in einen alternativen Kontext, in die kleine Welt eines subjektiven Mikrokosmos wird von Künstlern wie Erwin Pfrang mit allen Konsequenzen, allen Einschränkungen und Unbequemlichkeiten gelebt. Eine vergleichbare Haltung begegnet im 20. Jahrhundert vielleicht noch bei Jean Fautrier, besonders aber bei Wols, über den der Freund Henri-Pierre Roché eine prägnante Charakterisierung schrieb, die gleichermaßen für Erwin Pfrang gelten konnte: Wie die Schnecke ihr Haus, so sintert Wols seine Zeichnungen aus - natürlich und unter Schmerzen.
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