Über Haus mit Türmchen
Die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg, ein kleiner Junge fährt mit seiner Mutter in einem Evakuierungszug durchs Land. Die Mutter ist schwer erkrankt, wird aus dem Zug geholt und weggetragen. Der Junge folgt ihr, aber die Mutter verschwindet. Ganz allein bleibt das Kind in der Welt der Erwachsenen zurück, an einem Ort, dessen einziges Merkmal ein Haus mit einem Türmchen ist. Der Junge macht sich auf die Suche und gelangt in das Krankenhaus, in das seine Mutter gebracht wurde. Dort wird er zum Zeugen ihres Todes. Mit einem Bündel Habseligkeiten kehrt der Junge zurück zum Bahnhof, um sich allein auf die Reise zu seinem Großvater zu begeben.
Haus mit Türmchen erzählt unmittelbar und lebendig die existenzielle Grunderfahrung eines Kindes, das, wie der Autor selbst, im Krieg seine Mutter verliert. Indem Gorenstein, dessen Vater den stalinistischen Repressionen zum Opfer gefallen ist, mit kurzen, präzisen Charakterisierungen beschreibt, wie sich verschiedene Passagiere um den Jungen kümmern, wie sie ihn benutzen oder ihm beistehen, zeichnet er auf wenigen Seiten ein bestechend scharfes Bild einer Gesellschaft im Ausnahmezustand. Eine mitreißende Erzählung über die Frage, was es bedeutet, im Krieg ein Mensch zu sein - und zu bleiben.
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