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  • von Philippe Descola
    14,00 €

  • von Peter Godfrey-Smith
    16,00 - 28,00 €

  • von René Girard
    18,00 - 39,90 €

  • von Qiu Miaojin
    18,00 €

    Im Taipeh der 1980er-Jahre, kurz nach Aufhebung des Kriegsrechts, kämpfen Studierende einer Eliteuniversität darum, ihr Leben nach eigenen Überzeugungen entwerfen zu können. Doch wie kann so ein Leben tatsächlich aussehen? Begriffe von Freiheit, Liebe und dem Leben müssen für sie neu definiert werden. Teil dieser Gruppe von eigensinnigen Außenseitern ist Lazi, die sich in ihre ältere Kommilitonin Shui Ling verliebt und sich zunächst den Gefühlen verweigert, bis sie zur Obsession werden. Ihre Gedanken und Emotionen verarbeitet Lazi in einer Collage von Texten. Mal verfasst sie Tagebucheinträge, mal Gedichte oder Parabeln von Krokodilen, die sich mit menschlicher Kleidung verhüllen, um in der Öffentlichkeit nicht aufzufallen, und eine Vorliebe für Windbeutel und Pelze hegen.Voller Humor und Tiefgang erzählt Lazi von den Höhen einer neuen Liebe und dem Leid, das sie durch Homophobie, Frauenfeindlichkeit und klassische Geschlechterrollen erfährt. Somit greift Aufzeichnungen eines Krokodils einer Debatte über queere Identitäten und Repräsentation vor, die fast dreißig Jahre nach dem Erscheinen des Buches aktueller ist denn je.

  • von Gary Snyder
    16,00 €

  • von Emmanuel Carrère
    16,00 - 19,90 €

  • von Yanara Friedland
    22,00 €

    Für einen Forschungsaufenthalt kehrt Yanara Friedland zurück nach Berlin, in die Stadt, in der sie aufgewachsen ist, und pendelt von dort nach Frankfurt (Oder), an die Grenze zwischen Deutschland und Polen. Damit setzt ein Reflexionsprozess ein, in dem Friedland Grenzgänger, Grenzen sowie die Assoziationen und Absurditäten dieser Begriffe ergründet. Eigene Erinnerungen und Beschreibungen verschiedener Grenzorte reichert sie mit Archivfunden dokumentierter Gedanken und Erlebnisse sowie mit Gesprächen an und gibt so Erfahrungen von Geflüchteten und Vertriebenen an der deutsch-polnischen Grenze wieder, wandert den Weg der innerdeutschen Grenze ab, quert auf der Fluchtroute Walter Benjamins die Pyrenäen, erkundet das Grenzgebiet zwischen Mexiko und den USA und spricht mit Asylsuchenden, die an der europäischen Grenze ankommen. Das Ergebnis ist ein vielstimmiger Text, der verschiedene Perspektiven, Zeitebenen und Erzählstimmen zu einer lebendigen Kartografie von Grenzorten und -erfahrungen verwebt und Verortung hinterfragt.

  • von Kerstin Kempker
    22,00 €

    Eines Nachts kommen drei Gestalten im Ostseeort Sellin im Apartment 27 zusammen: die Frau, das Mädchen und Luise. Die Frau liest dem Mädchen, das sie war, dessen Briefe vor, zerreißt sie dann und verfolgt am Bildschirm, wie Luise parallel zum Absturz der russischen Raumstation Mir ihren eigenen Absturz zelebriert. Zugleich versucht auch die Fußnote, in die Handlung einzutreten, nur um die Erzählung immer wieder abzulenken. In diesem vielstimmigen Text prallen Ansichten und Ängste aufeinander: Das Mädchen will nicht in Vergessenheit geraten, während die Frau sich ins eigene Fleisch beißt, um zum Kern zu gelangen.Spannungsgeladen verknüpft Kerstin Kempker verschiedene Handlungsfäden - die Erzählung führt in eine Übungsfirma, in den Koloss von Prora, in Hotels und Spelunken - zu einem einzigartigen Textgewebe, das hinter der Fiktion nach dem richtigen Moment sucht, um mit dem Mund an die Welt zu pochen, sich den Mund an ihr blutig zu schlagen. Warum bloß macht sie nicht auf?»Den ersten Sprung hatte das Mädchen getan vom Nutzlosen ins Nützliche, in Brot und Arbeit, den zweiten hatte die Frau von dort ins Luftleere getan, in die Fiktion, doch der dritte Sprung geschah jetzt, aus Bett und Geschichte, wohin?«

  • von Richard Wright
    28,00 €

    Während der letzten achtzehn Monate seines Lebens, im Angesicht des drohenden Todes und zutiefst erschüttert über den kürzlichen Verlust seiner Mutter Ella stieß Richard Wright, einer der bedeutendsten afroamerikanischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, im europäischen Exil durch Zufall auf die Form des Haiku. Waren es zuvor vorrangig Romane, in denen er Momente Schwarzen Lebens kraftvoll in Szene setzte, begann er nun wie besessen, im Bett, in Cafés, in Restaurants, in Paris und auf dem französischen Land jene aus drei Wortgruppen von fünf, sieben und fünf Silben bestehende japanische Gedichtform zu füllen - nicht nur mit der Darstellung menschlicher Beziehungen oder seiner eigenen Krankheit, auch die Welt der Natur in all ihrer Vielfalt fing er in mehr als 4000 Haikus ein. Von der Unmittelbarkeit des Augenblicks durchdrungen, dabei stets vor der Folie der Erfahrungen als Afroamerikaner in einem von Rassismus geprägten Land, spann er Gedichte des Lichts aus der zunehmenden Dunkelheit - und schuf mit den 817 hier erstmals ins Deutsche übertragenen Gedichten ein so schillerndes wie zärtliches Bild des Lebens in all seinen Wirrungen und Wundern.

  • von Hiromi Ito
    22,00 €

    Die letzten zwei Jahre im Leben eines Familienhunds, durchzogen von Erinnerungen und mit Seitenblicken auf den gebrechlichen Vater der Erzählerin - Stoff für ein Buch, das viele Fragen stellt und so nüchtern-prosaische wie poetische Antworten bereithält. Die drei Töchter der Erzählerin und ihr Mann, der »Hundehasser«, aber auch die drei Hunde, der Vogel und alle anderen Haustiere bilden eine Familie mit einzigartigen Persönlichkeiten. Ihnen allen verleiht die Autorin eine Stimme, begibt sich auf ihre Augenhöhe und zeichnet in kuriosen wie rührenden, amüsanten und nachdenklichen Anekdoten das Bild dieser besonderen Familienkonstellation, wobei oft ein übler Gestank über der Szene liegt. Dabei überlegt sie: Was bedeuten Fürsorge, Verantwortung und Zuneigung zwischen Mensch und Tier? Wie weit reicht das gegenseitige Verstehen? Wo sind Grenzen, wo werden sie überschritten? Das offenbart sich am südkalifornischen Familienwohnsitz ebenso wie in Japan, wo der alte Vater die Tage mit seinem Hund verbringt. Mit Geduld und Zurückhaltung wird hier beobachtet und zugleich mit Witz, Selbstironie und Sprachgewalt aus den ineinandergreifenden Perspektiven von Mensch und Hund erzählt. Selten hat jemand so offen und schonungslos über Leben und Sterben nachgedacht.

  • von Yan Lianke
    25,00 €

    In einem kleinen Dorf in den Bergen, wie es in China zahllose gibt, lebt der vierzehnjährige Li Niannian mit seinen Eltern, die einen Bestattungsladen betreiben. Niannian bezeichnet sich als Niemand, »ein Staubkorn auf einem Haufen Sesam, eine Nisse auf einem Kamel, einem Ochsen oder Schaf«. Alle nennen ihn den dummen Niannian, doch gerade er wird zum unbestechlichen Chronisten der unheimlichen Begebenheiten, die sein Dorf heimsuchen und sich im Laufe einer zunehmend bizarrer werdenden Nacht zutragen. Zunächst bemerkt er ein seltsames Ereignis: Statt sich bettfertig zu machen, tauchen immer mehr Nachbarn auf den Straßen und Feldern auf und gehen ihren Geschäften nach, als wäre die Sonne noch nicht untergegangen. Ratlos bemerkt er, dass sie traumwandeln und dabei alle ihre Wünsche ausleben, die sie während der wachen Stunden unterdrückt haben. Immer mehr Traumwandler tauchen auf, und es dauert nicht lange, bis die Gemeinde im Chaos versinkt. Als der Morgen anbricht, die Sonne aber ausbleibt und die Nacht nicht zu enden droht, erhält das über Jahre von seinem Vater gesammelte Leichenfett der Kremierten eine neue Bedeutung, und es liegt nun an ihm und Niannian, die Stadt mit einem Sonnenaufgang in den neuen Tag zu führen.

  • von Levin Westermann
    22,00 €

    Zugunruhe, das ist die Rastlosigkeit von Vögeln im Vorfeld ihrer Migration, die nächtliche Sehnsucht, das Gefühl, dem Lockruf der Ferne kaum noch widerstehen zu können - was im Umkehrschluss heißt: Nichts hält mehr an diesem Ort, der zusehends unwirtlich wird. Und unwirtlich, geradezu verloren erscheint dem Protagonisten in Levin Westermanns Debütroman die Welt - und was die Menschen in ihrem Fortschrittssturm daraus gemacht haben. Flankiert von Katastrophenmeldungen, von Berichten über Pandemie und Klimakrise, von Weltraumkolonialisierungsträumen, streift er durch Landschaften der Schweiz und Deutschlands, vorbei an Raketenstationen und misstrauischen Blicken, und protokolliert die ungezügelte Zerstörungswut der Menschen, einer Spezies außer Rand und Band, die vergessen hat, dass sie nicht allein ist auf diesem Planeten, dass sie umgeben ist von Leben, und die allen Warnungen zum Trotz nicht aufhört, jenen Sturm noch weiter anzufachen. So erweist sich die Unruhe letztlich als Ausdruck der Verfallsgeschichte von Natur und Kultur, die Westermann am Kipppunkt einzufangen weiß, als ein Aufbegehren im Angesicht des drohenden Untergangs.

  • von Katharina Winkler
    24,00 €

    Katharina Winkler stellt sich in diesem unter die Haut gehenden Roman mit den Mitteln der Literatur gegen die Gewalt und schildert das zu einer Erzählung verdichtete Erlebnis eines Missbrauchs und das lange beschädigte Leben danach. So wie das Mädchen, aus dessen Innenperspektive Katharina Winkler erzählt, ihrem Vater ausgeliefert ist, liefert die Autorin uns der Geschichte aus, die von der Kinderstube aus auf alle weiteren Aspekte eines Lebens übergreift - denn weder eine neue Stadt, neue Freunde noch eine Liebesbeziehung bringen Linderung für ein traumatisches Geschehen, das sich dem Körper, Denken und der Wahrnehmung eingeschrieben hat und oft aus Scham verborgen bleibt. Siebenmeilenherz erzählt von einer Tat, die tagtäglich tausendfach in den Familien unserer Gesellschaft begangen wird, und rüttelt damit am Tabu, darüber zu sprechen.Wie schon in ihrem Debütroman Blauschmuck geht es Katharina Winkler auch in Siebenmeilenherz darum, das Schweigen zu brechen, mit dem Gewalterfahrungen von Frauen in Familien und in der Liebe belegt sind. Aus tiefer Überzeugung, dass Literatur Empathie ermöglichen und Veränderungen auslösen kann, findet die preisgekrönte Autorin eine beeindruckende Sprache, einen adäquaten ästhetischen Ausdruck für das, worüber keiner spricht.

  • von Frank Witzel
    25,00 €

    Zu den großen Wundern des Literaturbetriebs zählt die grandiose Wiederentdeckung eines übersehenen Genies, einer zu Unrecht Vergessenen, eines verfemten oder verdrängten Künstlers, dessen Werk unter den Augen der Nachgeborenen plötzlich in ganz neuem Licht erscheint und uns Heutigen etwas zu sagen hat. Frank Witzel hat sich auf die Suche nach solchen ins Dunkel der Geschichte gefallenen Schriftstellerinnen und Schriftstellern begeben und erstaunliche Entdeckungen gemacht. Dabei geht es ihm aber um mehr als um Wiedergutmachung: Die über hundert Entdeckungen, von denen er in diesem faszinierenden, erstmals in der Zeitschrift Schreibheft veröffentlichten und gefeierten und nun für diese Ausgabe aktualisierten und erweiterten Essay berichtet, umfassen auch Werke von Erfolglosen, Besessenen, Gescheiterten und völlig unbekannten Autoren.Wie nebenbei entsteht in diesem ganz persönlichen Kanon eine Poetik des Literaturbetriebs und seiner Ironien, Albernheiten, enttäuschten Hoffnungen und großen Erwartungen, die auch einen Blick in die Abgründe der Schreibstube erlaubt. Dort lauert die Sehnsucht nach dem vollkommenen Text zusammen mit der drohenden Möglichkeit des Scheiterns, das nie endgültig scheint - denn eine posthume Entdeckung und der große Erfolg in Form von Nachruhm scheinen immer möglich. Oder ist auch das nur ein Phantasma des Marktes? Frank Witzels Essay liefert mehr als eine Antwort und entwirft ein Spiegelkabinett des Autors in all seinen Möglichkeiten.

  • von Abel Quentin
    28,00 €

    Jean Roscoff versteht die Welt nicht mehr. Eigentlich wollte er mit seinem Buch Der Seher von Étampes eine Hommage auf einen unbekannten afroamerikanischen Dichter schreiben, stattdessen hat er den größten Literaturskandal in der jüngeren Geschichte Frankreichs ausgelöst. Im Internet wütet ein heftiger Shitstorm, Presse und Rundfunk machen dem pensionierten Akademiker mit Hang zu Alkohol, Nostalgie und Fettnäpfchen öffentlich den Prozess. Der Vorwurf: kulturelle Aneignung. Denn seit Roscoff in den 1980er-Jahren als löwenmähniger Postpunk auf die Straße ging, haben sich die ideologischen Koordinaten des linken Antirassismus verschoben. Was einst progressiv war, gilt heute als reaktionär.Wie ein Seismograf für gesellschaftliche Erdbeben verzeichnet Abel Quentin die neuesten Verwerfungen im unwegsamen Terrain der Moral. Mit satirischem Scharfsinn seziert er die Dynamiken des digitalen Meinungskampfes und entwirft ein bissiges Porträt der Medienwelt. Vor allem aber nimmt er seine Figuren beim Wort, folgt ihnen durch ihre höchst unterschiedlichen Milieus und interessiert sich - immer scharfzüngig, nie gnadenlos - für ihr Hadern mit der Welt, den anderen und sich selbst.

  • von Nora Schramm
    22,00 €

    Als Helene ihre Eltern kurz vor Weihnachten besucht, wirken die Räume des vertrauten Hauses seltsam hohl, als ließen sie sich trotz aller Bemühungen nicht mit Leben füllen. Der Anlass für ihren Besuch ist die Scheidung der Eltern. Irritiert beobachtet die Tochter jede ihrer Regungen, seziert sie voller Sprachwitz und zerlegt sie in ihre Einzelteile, die sich zu einem Familienbild bürgerlicher Prägung zusammensetzen: Thomas, der Vater, ist Arzt, aber weil er keine Menschenkörper mag, berät er lieber ein Pharma-Unternehmen. Die Mutter Irene hat Lehramt studiert, um nach der Geburt der einzigen Tochter doch Haus und Herd zu ihrem Arbeitsfeld zu machen. Und Helene selbst ist erfolgreiche Künstlerin mit Einzelausstellungen in London und Kopenhagen, einer Assistentin und einem Galeristen. Jetzt soll sie dabei helfen, den Besitzstand genauso wie den emotionalen Ballast der vierzig Ehejahre zu sortieren. Doch dann stürzt die Mutter die Treppe hinunter, bricht sich die Hüfte und plötzlich taucht auch die verschwunden geglaubte Kindheitsfreundin Molly wieder auf.  Humorvoll und in starken Bildern erzählt Hohle Räume von der Familie nicht mehr als einem Ort psychologischer Abgründe, sondern als kleinstmöglicher sozialer Einheit, in der die Aufstiegsgeschichte der Babyboomer genauso zu erkennen ist wie der Klassenumstieg ihrer Kinder - und wo Sofas, Töpfe und Fensterläden nicht bloß Alltagsgegenstände sind, sondern subtil über Werte, Überzeugungen und Sicherheiten Auskunft geben.

  • von Constance Debré
    20,00 €

    Eine steile Karriere, angesehene Familie, Ehemann und Kind - Constance Debré hat all das und wendet sich davon ab. Sie entschließt sich zu einem Leben, das schon viele Männer vor ihr gewählt haben: Sie scheidet ihre Ehe, widmet sich ausschließlich dem Schreiben, verzichtet auf die materiellen Sicherheiten einer festen Wohn- oder Arbeitsstelle und geht mit immer anderen Frauen ins Bett. Doch anders als so viele Männer will sie den Kontakt zu ihrem Kind nicht abbrechen - das erwirkt ihr Ex-Mann, nachdem er von ihrer Homosexualität erfahren hat. In einem langwierigen Sorgerechtsstreit kämpft sie um ihren Sohn, der sich immer weiter von ihr entfernt. Während sie auf die finale Entscheidung des Familiengerichts wartet, taumelt Debré zwischen einer Vielzahl von Gefühlen: Angst vor dem Verlust des Sohnes neben Akzeptanz für dessen Entscheidung, dem Verlangen nach unverbindlichem Sex und dem Bedürfnis nach engeren Verbindungen, einer tiefen inneren Leere und zugleich einer nie zuvor gekannten Freiheit.Ohne Zurückhaltung und in prägnanten Sätzen ringt die Autorin um Antworten auf Fragen von Mutterschaft, Identität und Liebe und geht dabei hart ins Gericht mit gesellschaftlichen Normen, Glaubenssätzen, bürgerlichen Institutionen und nicht zuletzt mit sich selbst.

  • von Anne Weber
    25,00 €

    Wo die Stadt aufhört und die Vorstadt anfängt, ist in Paris klar markiert durch den Périphérique, den zu überschreiten Anne Webers Erzählerin bisher kaum in den Sinn gekommen ist. Denn was gibt es dort, in den verruchten Banlieues, außer einem Geflecht aus Schienen, Schnellstraßen und Autobahnen, zwischen denen Lagerhallen, gewaltige Supermärkte und Baustellen und Millionen von Menschen eingeklemmt sind? Außer der so notorischen Not, Gewalt und Armut? Als ihr alter Freund Thierry ihr jedoch vorschlägt, ihn für einen Film durch die Vorstädte des Départments Seine-Saint-Denis zu begleiten, die vor den Olympischen Spielen 2024 einem tiefgreifenden Wandel unterzogen werden, muss sie sich eingestehen, dass sie für die nächste Nähe jahrzehntelang blind gewesen ist. Da sind zum Beispiel der von Schrotthalden umgebene muslimische Friedhof von Bobigny, auf dem ein algerischer Olympiasieger der 1920er-Jahre begraben liegt; die beiden kreisrunden Sozialwohnungsbauten von Noisy-le-Grand, die einander wie gigantische Camemberts gegenüberstehen; und tausend andere von Kolonialismus und Leid, von Hoffnung und Fortschritt erzählende Orte. Und auch Thierry selbst entpuppt sich mit der Zeit als Teil dieser widersprüchlichen, ihrem Blick bislang verborgenen Welt.Mit leisem Witz und großer Beobachtungsgabe öffnet sich Anne Weber in Bannmeilen dem Unvertrauten und Anderen mitten unter uns und entwirft damit nicht nur das Bild einer komplexen Freundschaft, sondern zugleich die Geschichte einer vielschichtigen Gesellschaft in der so noch nicht gesehenen Vorstadt der Liebenden.

  • von Benedicte Savoy
    38,00 €

    Das Pendant zum großen Bildatlas: Stimmen zu Entwendungen, Translokationen und Rückgaben in berühmten und unbekannten Texten von der Antike bis in die Gegenwart.Die Frage der Restitution geraubter und enteigneter Kulturgüter ist nicht neu, es handelt sich vielmehr um eine Frage, die unweigerlich mit allen Kriegen in der Menschheitsgeschichte und den damit einhergehenden wechselnden Herrschafts- und Besitzverhältnissen verknüpft ist - und über die sich Intellektuelle und Autoren aller Zeiten und Kulturen den Kopf zerbrochen haben. Schon der antike Geschichtsschreiber Polybios tritt vehement gegen die Zurschaustellung erbeuteter griechischer Kunst in Rom auf, Cicero stellt die Frage, ob die Ankäufe eines sizilianischen Statthalters ohne Zwang vonstattengegangen seien. Auch Petrarca und Goethe haben zu dieser Frage Stellung bezogen, ebenso wie Victor Hugo und Emil Nolde. Bis hinein in die Gegenwart, über Aimé Césaire und François Mitterrand zu Aminata Traoré reichen die rund sechzig Quellen, die in diesem Band abgedruckt, kontextualisiert und analysiert werden. Sie machen deutlich: Europas Kunstsammlungen müssen sich der Frage der Provenienz stellen, wenn sie weiterhin als Stätten des Kulturtransfers und der Wissensvermittlung gelten wollen - und nicht als Orte der hegemonialen Machtdemonstration.

  • von Steffen Richter
    22,00 €

    Seit dem russischen Krieg in der Ukraine ist sie Thema politischer, ökonomischer und kultureller Debatten: Energie. Sabotierte Pipelines, gebrochene Staudämme und beschossene Atomkraftwerke machen die Verletzlichkeit unserer Energieinfrastrukturen greifbar - und die unserer gesamten energieintensiven Lebensform. Das fossile Zeitalter hat Karbon- und Petromoderne ermöglicht und weitreichende Freiheitsroutinen etabliert. Zugleich aber untergräbt es unsere Lebensgrundlagen. Damit überlagern sich die vom Krieg angefachten Diskussionen über Versorgungssicherheit mit Debatten, die seit langem über die Notwendigkeit einer postfossilen Kultur geführt werden. Energieformen nämlich prägen Kulturformen. Und Geschichte lässt sich immer schon als Geschichte von Energiewenden und Konflikten zwischen Energieregimen lesen.Diese Ausgabe der Zeitschrift »Dritte Natur. Technik - Kapital - Umwelt« widmet sich in ihrem Schwerpunkt verschiedenen Facetten von Energiekulturen - etwa dem Energiemanagement der Finanzmärkte, autofreien Sonntagen in der alten Bundesrepublik oder Windradromanen der Gegenwartsliteratur.

  • von Marie-Luise Scherer
    20,00 €

    »Marie-Luise Scherer kann alles.« (Gustav Seibt). In dieser literarischen Reportage zeigt sich Scherer auf dem Höhepunkt ihres Schaffens. Sie heftet sich darin an die Fersen eines in der Berliner U-Bahn spielenden Musikers aus der Ukraine, der mit dem wenigen Geld, das ihm die Passanten zuwerfen, seine Frau und die drei gemeinsamen Kinder in der fernen Heimat ernährt. Die 2004 erstmals veröffentlichte Geschichte - das Bravourstück von Scherers hochverdichteter, einzigartiger Prosa - entfaltet ein »detailreiches Panorama von Globalisierung, Ost-West-Beziehungen, Berliner Schnauze, postsowjetischemEisenbahnwesen und reichlich Tolstoj« ( Ulrich Stock, Die Zeit). Der Akkordeonspieler bietet damit eine intime Innenansicht der Migration und ist heute aktueller denn je.

  • von Cal Flyn
    34,00 €

    Die mehrfach ausgezeichnete schottische Essayistin Cal Flyn erkundet in diesem außergewöhnlichen Buch Orte, an denen keine Menschen mehr leben - oder nur noch wenige ihr Dasein fristen. Es sind Sperrgebiete oder Geisterstädte, Festungsinseln und Niemandsländer, unwegsames Terrain, auf das sich Flyn wagt, als sie verwaiste und verwüstete Orte besuchte, um zu verstehen, was passiert, wenn man der Natur erlaubt, sich ihren Platz zurückzuerobern. Auf einer unbewohnten schottischen Insel begegnet sie einer Herde verwilderter Rinder, in Tschernobyl einer Handvoll Menschen, die nach der Nuklearkatastrophe in ihre kontaminierten Häuser zurückkehrten, und in Detroit, der einst viertgrößten Stadt der USA, trifft sie auf ganze Straßenzüge, die so verfallen sind, dass Tiere und Pflanzen sie übernommen haben. Egal wie trostlos, unheimlich, verwüstet und verseucht die Orte sind, die Flyn erkundet, überall erkennt sie allen Widrigkeiten zum Trotz Anzeichen von ökologischer Resilienz und Regeneration, kurzum: von Leben. Sie entdeckt Pflanzen, die auf kontaminierten Böden gedeihen, Fische, die gegen bestimmte Gifte unempfindlich geworden sind oder einen künstlichen See, der zur belebten Wüste versandet. Ihr Buch ist ein genau recherchiertes und mit literarischem wie psychologischem Einfühlungsvermögen geschriebenes Plädoyer für eine radikale Überprüfung dessen, was wir unter >Natur< verstehen. Nicht zuletzt bietet es vielfältige, auch verstörende Antworten auf die dringliche Frage, wie der Schaden, den wir an der Natur verursacht haben, noch behoben werden kann.

  • von Judith Schalansky
    12,00 €

    »Es kommt ein Punkt, da sagst du zum Wald, zum Meer, zu den Bergen, der Welt: Jetzt bin ich bereit. Jetzt werde ich innehalten und ganz Ohr sein. Du machst dich leer und wartest; du lauschst.« schreibt Annie Dillard in ihrem Essay Einen Stein zum Sprechen zu bringen, dem auch der Titel dieses Bandes entlehnt ist, der die wichtigsten klassischen und zeitgenössischen Stimmen des Nature Writings versammelt: Ob Edward Abbey über die Wüste schreibt oder Roger Deakin über Wälder, ob J.A. Baker über Wanderfalken oder Nastassja Martin über Bären, Jean-Henri Fabre über die Gottesanbeterin, egal ob Robin Wall Kimmerer über Moos oder Anna Lowenhaupt Tsing über Pilze oder Robert Macfarlane über alte Wege, stets geht es darum, für die natürlichen Phänomene eine Sprache zu finden, präzise, poetisch, kundig, sinnlich, empathisch - und nicht selten offenbart sich in der genauen Beschreibung der größte Erkenntnisgewinn.

  • von Marie-Luise Scherer
    20,00 €

    Die Bestie von Paris und andere Geschichten umspannen das Pariser 20. Jahrhundert in all seinen Facetten: Marie-Luise Scherer begibt sich auf die Spuren zweier Serienmörder, die die französische Hauptstadt in den 1980er-Jahren mit einer Reihe von Raubmorden an betagten alleinstehenden Damen in Angst und Schrecken versetzten. Mit erfrischend kaltem und seziermesserscharfem Blick schildert sie die letzten Lebensstunden der Ermordeten sowie die Verlockungen der Pariser Halbwelt. Sie begegnet einem der ersten Surrealisten, dem Dichter Philippe Soupault, und fängt die literarische Atmosphäre im Paris des frühen 20. Jahrhunderts ein. Sie nimmt uns mit zu den Dreharbeiten von Volker Schlöndorffs Verfilmung Eine Liebe von Swann und öffnet uns die Türen zur Pariser Modewelt, indem sie sich eine Woche lang unter das extravagante Publikum von Prêt-à-Porter-Schauen mischt.Was diese Geschichten verbindet, ist natürlich Paris, die Stadt des Lichts, die nach wie vor die Muse für eine Fülle von wunderbaren und fesselnden Geschichten ist, wie sie hier von Marie-Luise Scherer erzählt werden. Es ist diese beeindruckende Leichtigkeit, mit der Scherer von einem Milieu ins andere wechselt und dabei, auf jegliche feuilletonistische Plattitüde verzichtend, immer die Welt selbst sprechen lässt, die Gustav Seibt behaupten ließ: »Marie-Luise Scherer kann alles.«

  • von Honoré de Balzac
    20,00 €

    Balzacs Exzesse mit Kaffee bei der nächtlichen Schreibarbeit an seiner monumentalen Menschlichen Komödie sind legendär. Weniger bekannt ist, dass dieser berühmteste Kaffeetrinker der europäischen Literatur 1839 eine Abhandlung über moderne Stimulanzien veröffentlicht hat, die als eine allgemeine Physiologie der Exzesse mit den Genussmitteln und Drogen der westlichen Zivilisation angelegt ist. Balzac sucht hier das Umschlagen von Lust in Qual zu fassen, angesichts der fatalen Spiralbewegung, die den Menschen vom bewussten Akt des Genießens zur willenlosen Hingabe an die Sucht treibt. Dabei testet der Schriftsteller seine vielfach bis heute gültigen Grundaxiome auch anhand einer Reihe von Selbstexperimenten mit Wein, Kaffee und Tabak. Doch Balzac ist sich bewusst, dass sich die Folgen des Konsums nicht auf die Person beschränken. Denn auch die Geschicke eines ganzen Volkes hängen offenbar von seiner Ernährungsweise ab - so mag Russland eine durch den Alkohol aufrechterhaltene Autokratie sein, und wer weiß, ob der übermäßige Schokoladenkonsum nicht eine entscheidende Rolle beim Niedergang des spanischen Imperiums gespielt hat.Balzacs Abhandlung über moderne Stimulanzien bietet demgegenüber einen vollkommen risikofreien Lesegenuss. Neben diesem hier erstmals separat edierten Stück der Analytischen Studien enthält der Band auch den bisher unübersetzten Text »Das Opium«, der ihn in einem faszinierenden Dialog mit dem bekennenden englischen Opiumesser Thomas De Quincey zeigt.

  • von Phillis Wheatley
    22,00 €

    Als Phillis Wheatley 1773 ihr Buch Poems on Various Subjects, Religious and Moral veröffentlichte, schrieb sie in mehrfacher Hinsicht Geschichte. Sie war die erste afroamerikanische Person, die einen Gedichtband publizierte. Und sie war Sklavin. Wheatleys Weg vom entführten Kind aus Westafrika zur Begründerin der afroamerikanischen Literatur war hindernisreich. Dass eine afroamerikanische Person Gedichte verfassen könne, musste der weißen Leseöffentlichkeit erst einmal bewiesen werden. Und auch die Kritik des publizierten Bandes war von rassistischer Abwertung geprägt - zu ihren größten Kritikern gehörte kein geringerer als Thomas Jefferson. Die Dichterin Wheatley orientiert sich formal am britischen Klassizismus, doch sie spricht mit eigenständiger Stimme und zeigt sich selbstbewusst in ihrer afroamerikanischen Identität. Sie macht sich für die Unabhängigkeit Amerikas von den Briten stark und entlarvt zugleich die Doppelmoral einer Sklavenhaltergesellschaft, die auf Freiheit pocht. Ihre hingebungsvolle Religiosität und Sehnsucht nach Transzendenz erhält im Hinblick auf das Leid der afroamerikanischen Bevölkerung besondere Bedeutung.Im Kanon der US-Literatur ist die Pionierin Wheatley inzwischen längst etabliert. Zum 250. Publikationsjubiläum ihres Gedichtbands wird ihr bahnbrechendes Werk und ihr bewegendes Leben endlich auch dem deutschen Lesepublikum zugänglich.

  • von Julien Gracq
    20,00 €

    Julien Gracq war der große Einzelgänger der französischen Literatur, der durch seine legendäre Ablehnung des renommierten Prix Goncourt berühmt wurde. Als er 2007 im Alter von 97 Jahren verstarb, verfügte er, dass seine 29 mit »Randnotizen« betitelten Hefte nicht vor 2027 herausgegeben werden - sicher mit Rücksicht auf Zeitgenossen, die darin vorkommen. Der Nachlass birgt jedoch einen weiteren Schatz, zu dem uns kein Verbot den Zugang verwehrt: Die Lebensknoten, hellsichtige und geistreiche Beobachtungen über Landschaften und Mentalitäten, die Moden der Zeit, Politik und Geschichte, die Literatur, das Schreiben. Sie reichen von der sinnlichen Beschreibung des Pays de la Loire über die Erklärung der sonderbaren Autorität von Bauernregeln bis hin zu Reflexionen über Tolkiens Herr der Ringe. Und auch in diesen Texten teilt Gracq hin und wieder ordentlich aus, etwa wenn er die englische Sprache mit einem Dosenöffner vergleicht oder die Schweiz als »Europas Bankschließfach« ironisiert.Gracqs sprachlich umwerfend geflochtene Lebensknoten sind der Versuch, die Wahrnehmung der Welt zu verdichten und einen engen, sinnlichen Kontakt mit ihr zu knüpfen. Sie lassen einen schmunzeln über die Angriffe einer Feder, die so scharf ist wie ein Säbel, und staunen über den Weitblick eines Mannes, der von seinem Balkon an der Loire aus die Entwicklung der Welt voraussieht.

  • von John Milton
    28,00 €

    Paradies verloren ist die Geschichte vom biblischen Sündenfall. Ab dem ersten Vers strebt dieses spiegelbildlich zweigeteilte Epos in zwölf Büchern dem Akt des ersten Ungehorsams zu. Wird im ersten Teil vom Zustand vor der Erschaffung der Welt erzählt und in einer Rückschau vom Geschehen, das zu Satans Sturz führte, so wird im zweiten Teil von den Ereignissen berichtet, die zum Fall der Menschen führen, und in einer Vorschau von der Geschichte nach dem Sündenfall. In heiterer Aufbruchstimmung werden Adam und Eva in eine Welt losziehen, die vom freien Willen bestimmt ist. John Milton, der seine Dichtung nicht nur neben die Schöpfungsgeschichte stellte, sondern diese auch zu korrigieren wagte, will göttliche Vorsehung begründen: Aus Bösem entsteht Gutes. Er bricht in seinem großen Gesang mit allen Regeln seiner Zeit, lässt vertrauten Satzbau und alle »Fron des Reimens« hinter sich. Der Held mit perfidem Plan heißt zunächst: Satan, der Widersacher mit inzestuöser Familiengeschichte, personifiziert in Sünde und Tod und in seinem Gefolge Moloch, Belial, Mammon, Beelzebub. Miltons Satan ist ein tragischer und deshalb sympathischer Held voller Selbstzweifel, der mit seinem Engelsheer heroisch gegen die göttliche Tyrannei rebelliert und durchs Chaos reist, um sein schlangenlistiges Verführungswerk zu vollführen. Paradies verloren.

  • von Irene Langemann
    30,00 €

    Eine Kleinstadt in Sibirien, 1969. Eisige Kälte. Die elfjährige Vera wird von ihren Mitschülern auf einer menschenleeren Straße angegriffen und als Faschistin beschimpft. Tief gedemütigt begibt das Mädchen sich auf die Suche nach ihren Wurzeln. Als ihre Mutter Anna sie in die Familiengeschichte einweiht, beginnt für Vera eine Reise in die Vergangenheit. Ihre Vorfahren, strenggläubige Mennoniten, sind Anfang des 19. Jahrhunderts aus Westpreußen nach Russland ausgewandert, in das Gebiet der heutigen Ostukraine. Vera erfährt die Geschichte ihrer Familie über sechs Generationen, packende Lebenswege, die sich durch die Jahrhunderte bis in die Jetztzeit spiegeln: vom bescheidenen Wohlstand der frommen Kolonisten in der Zarenzeit über unmenschliche Entbehrungen, existenzielle Not und Diskriminierung in der Sowjetdiktatur bis hin zu den idyllischen Sommern an der Küste Georgiens in den Siebzigerjahren.Das Gedächtnis der Töchter ist die mitreißende Chronik einer deutschen Familie, die versucht, im krisengebeutelten Russland Wurzeln zu schlagen. Virtuos erklettert Irene Langemann die Ranken des Stammbaums, folgt wilden Verästelungen und lässt dabei ein eng gewobenes Geflecht aus Vergangenheit und Zukunft entstehen. Ein tiefbewegender Roman über das Suchen nach Identität in der Fremde, über die vielen Facetten von Einsamkeit und die immer neu zu schöpfende Kraft, sie zu überwinden.

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