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  • von Rene Schickele
    24,80 €

    René Schickele gehört zu jener Generation von Autoren, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts ihre ersten Werke publizierten und in der Folge das literarische Leben in Deutschland bis 1933 prägten. Als Expressionist der ersten Stunde, dann als Herausgeber der Zeitschrift «Die weissen Blätter» und schließlich als prominenter Romancier in den 1920er Jahren stand er mit allen bedeutenden Kollegen seiner Zeit in Kontakt, darunter die Brüder Heinrich und Thomas Mann, Robert Musil, Stefan Zweig, Lion Freuchtwanger, Joseph Roth, Hermann Hesse, Robert Walser und viele andere.Seine Stellung war dennnoch eine besondere: Denn er stammte aus dem Elsass, war zweisprachig aufgewachsen und sah in der gegenseitigen Befruchtung der französischen und deutschen Lebens- und Denkart seine Mission. Dieses «geistige Elsässertum», wie er es nannte, war eine europäische Idee, die die Engstirnigkeit der nationalen Konzepte überwinden sollte - zur Sicherung des Friedens und zur geistigen Bereicherung aller. Seine Frankophilie war vor dem 1. Weltkrieg, als Deutschland in Frankreich den «Erbfeind» sah, eine kühne politische Utopie, die ihn des Defaitismus verdächtig machte. So war es nicht unverfänglich, als Schickele 1910 seinen kleinen Roman «Meine Freundin Lo» veröffentlichte und ihn im Untertitel als «Geschichte aus Paris» deklarierte.Der Text ist aus der Optik eines jungen Journalisten erzählt, der - wie es bei Schickele selbst der Fall gewesen war - nach Paris kommt, um über die französische Innenpolitik und das Pariser Kulturleben zu berichten. Über seinen Freund, den Dichter Variot, lernt er dessen Geliebte Lo kennen, eine Schauspielerin am «Grand Guignol». Sie ist das Zentralgestirn eines Bohème-Kreises, zu dem auch ein Theaterdirektor und ein aufstrebender Abgeordneter der Deputiertenkammer zählen. Mit grosser Selbstverständlichkeit lebt Lo ihre erotische Freiheit, und bald ist der Ich-Erzähler ihr Geliebter. Es folgt ein Sommer des Glücks in einem Landhaus vor den Toren von Paris - eine Schule des französischen «Savoir vivre»: Genuss der Gegenwart, Geselligkeit, intellektueller Austausch. Am Ende des Sommers aber geht Lo zum Abgeordneten Cumin über, und der junge Journalist erfährt, dass eine grosse Liebe keine kleinliche Eifersucht kennen kann.

  • von Elena Mpei
    28,00 €

    Unverlangt eingesandte Manuskripte gehören zu den Plagen des Verlagsalltags. Doch dann passiert plötzlich das Wunder: Man öffnet eine Einsendung, und merkt nach wenigen Worten: Literatur, wirkliche Literatur! Formbewusstsein, genaue Verdichtung der Empfindungen, ein Heraustreten aus der Beengtheit des Ich, Ahnungen und Erfahrungen.So ist es uns bei den Gedichten von Elena Mpei gegangen, und ohne über die Autorin etwas gewusst zu haben, stand gleich fest: Das bringen wir heraus. Es ist ein Debut von 32 Gedichten mit breit gefächerten Themen: Mediterrane Reiseerlebnisse und nördliche Reflexionen, Erinnerungen «aus einer handschriftlichen Zeit» und ein Mitteilungsstakkato aus «Social Media»-Kanälen. Es geht um das Verschwinden eines kleinen Quartierladens in Athen und die Invasion großer Windkraftanlagen auf Inseln der Ägäis; da ist eine Kaskade von Vielleicht-Erwägungen vor den Perspektiven eines jugendlichen Lebens, oder jenes Erlebnis am Morgen eines «unverbindlichen Frühlings» in Berlin, «als dir die Zeit über den Weg lief». Und da ist das große «Manifest der Feuer gewächse» gegen die Verwüstungen des Betonzeitalters. Unbedingt lesen!

  • von Harald Naegeli
    32,00 €

    Kein Schweizer Künstler hat in den vergangenen fast fünfzig Jahren für so heftige, anhaltende Kontroversen gesorgt wie Harald Naegeli - der «Sprayer von Zürich». Als Ende der 1970er Jahre seine kühn-dynamischen Zeichnungen an den Mauern der Limmatstadt eine plötzliche, unübersehbare Präsenz entfalteten, wurde er von den einen mit heftigem Ingrimm als Schmierer und Sachbeschädigter geschmäht, während die Gegenpartei vom genialen Strich und der Chuzpe fasziniert war, die in der Platzierung der Zeichnungen lag: eine Kunst für alle im öffentlichen Raum, gratis und franko, nicht museal, sondern vital und spontan, voller Esprit und Lust an der Provokation. Was für den Künstler einer persön¬liche Revolte entsprang, wurde unversehens zum optischen Kürzel für die Bruchlinien in der Gesellschaft: Hier die autoritäre Struktur einer traditionalen Ordnungswelt, dort der Drang nach einer freien Pluralität der Lebensformen, wie er sich dann in der Zürcher Jugendbewegung Anfang der 1980er Jahre Bahn brach. Harald Naegeli indes zahlte einen beträchtlichen Preis für seinen künstlerischen Wagemut - in Form hoher Geld strafen und durch eine halbjährige Haft, nach der er die Schweiz für zweieinhalb Jahrzehnte verliess. Schon vor seiner Enttarnung war er jedoch nicht nur durch seine Graffiti öffentlich hervorgetreten, sondern auch durch ein Buch («Mein Sprayen, mein Revoltieren», 1979). Und das Wort, das Interview, das Gespräch blieb auch weiterhin ein wichtiges Medium seines künstlerischen Selbstverständnisses. Nicht nur der Tagespresse gab er regelmäßig Auskunft über seine Beweggründe, sondern er publizierte auch programmatische Texte oder führte Gespräche mit so unterschiedlichen Künstlerkollegen wie Klaus Staeck und Ulrich Erben. In diesen Dokumenten wird neben der polarisierenden öffentlichen Figur ein ganz anderer Harald Naegeli sichtbar: der engagierte Ökologe, der literarisch und philosophisch vielseitig interessierte Leser, der spirituelle Mensch mit tiefen Verbindungen zu religiösen Fragen und meditativen Erfahrungen. Vergänglichkeit und Naturbezug sind durchgängige Themen - ebenso im Kontext der Kunst wie der gesamten Existenz. In allem aber ist ein feiner Faden eingewoben, der schon bei seinen Graffitti immer bezaubert hat: der Schalk.

  • von Holger Noltze
    32,00 €

  • von Albert M. Debrunner
    32,00 €

    In Zürich kannte man ihn als omni präsenten Pressezeichner; über drei Jahrzehnte hinweg begleitete er das kulturelle und politische Leben der Stadt. Eine schmale, unauffällige Erscheinung, meist mit Basken- oder Schiebermütze auf dem Kopf, saß er abseits in einem Beobachterwinkel, auf seinen Knien ein kleines Zeichenbrett, den Stift in der Hand. Doch er war mehr als die Randfigur, als der er bei diesen Gelegenheiten erschien.Wladimir Sagalowitz (1898-1969), genannt Sagal, war im belarussischen Witebsk zur Welt gekommen. Schon bald zog es seine Eltern nach Westen; vor dem Ersten Weltkrieg lebten sie in Wiesbaden, in den 1920er Jahren in Paris. Dort erfuhr auch ihr Sohn Wladimir seine künstlerischen Prägungen. Die Nationalsozialisten machen aus ihm allerdings einen Flüchtling; auf dramatische Weise fand er schließlich Rettung in der Schweiz. Dort entfaltete er eine vielfältige künstlerische Tätigkeit, in der die Arbeit für die Presse nur den brotberuflichen Aspekt ausmachte. Daneben war er auch als Maler und Grafiker aktiv - als Radierer darf er als ein Meister gelten. Gleiches trifft auch auf den Porträtisten zu, der Sagal im besonderen Sinne war. Seine Auffassungs gabe war rasch und psychologisch tief gründend, sein Zeichenstift nicht minder. So viele Prominente er dabei auch festhielt - seine Liebe galt den «jüdischen Köpfen», jenen schicksalsvollen Gesichtern, die wie kaum andere das Signum des 20. Jahrhunderts tragen. Im Buch enthalten sind Abbildungen von Ernest Bloch, Marc Chagall, Hermann Kesten, Molly Picon, Alfred Polgar und anderen. Den 44 Porträts wird jeweils ein biografischer Text gegenübergestellt, der verrät, inwelchem Kontext Sagals Zeichnung entstanden ist.

  • von Curdin Ebneter
    98,00 €

  • von Gertrud Leutenegger
    22,00 €

    In diesen kurzen Notaten, entstanden über mehrere Jahre, reflektiert Gertud Leutenegger über das Schreiben. Oft sind es Maximen, dann wieder kleine Beobachtungen, bisweilen auch Ausrufe des Erstaunens über sich selbst. Eine Poetik so präzise, lebendig und lyrisch wie Leuteneggers Prosa.

  • von Gerhard Meier
    24,80 €

    Mit Texten von Gerhard Meier, Fotografien von Johannes Weber sowie Essays von Andreas Isenschmid, Hermann Lenz, Gertrud Leutenegger und Martin Zingg

  • von Albert M. Debrunner
    35,00 €

    Ernst Stadler (1883-1914) verkörperte in seinem kurzen Leben ein geistiges Europa, das seiner Zeit weit voraus war. In Colmar als Kind deutscher Eltern geboren, fühlte er sich schon früh zur französischen Literatur hingezogen und dachte republikanisch. Nach Studienjahren in München und Strassburg ging er nach England und arbeitete in Oxford an seiner Habilitation über Wielands Shakespeare-Übersetzungen. Anschließend wurde er Dozent an der Universität Brüssel, wo er deutsche Philologie lehrte und französische Literatur übersetzte. Mit seinem eigenen lyrischen Schaffen schloss er sich dem international gesinnten Kreis um die expressionistische Zeitschrift «Aktion» an. Nach den Schüssen von Sarajewo erlebte Stadler dann allerdings die Fatalität des alten Europa am eigenen Leib: Da er aus Standesrücksichten Offizier geworden war, musste er bereits am ersten Mobilisierungstag als Reserveleutnant einrücken; nach drei Monaten fiel er in der Schlacht um Ypern auf belgischem Boden. Geblieben ist von diesem zu kurzen Leben ein schmales lyrisches Werk, das bis heute zum Kernbestand des frühen Expressionismus zählt. Nach den symbolistischen Anfängen des ersten, von Stadler selbst bald verworfenen Gedichtbandes «Präludien» (1904), schlug er gänzlich neue Wege ein. Mit frei-rhythmischen Langzeilen-Gedichten und der Vitalität seiner Bilder sprengte er das Korsett des gebundenen Verses, ohne dem klischeehaften «Oh Mensch»-Pathos zu verfallen, das die Wahrnehmung des Expressionismus heute erschwert. In seinem Band «Aufbruch» (1914) steht die Ahnung einer nahen Apokalypse hart neben glühender Daseinshoffnung - darin der Kunst Ludwig Meidners verwandt, von dem Stadler damals ein Bild zu erwerben versuchte. Albert M. Debrunner füllt mit Stadlers Biographie erneut eine große Lücke der Literaturgeschichtsschreibung. Wie bereits die erfolgreiche Hermann Kesten-Biographie (NIMBUS 2017), ist auch dieses neue Werk auf ebenso spannende wie kenntnisreiche Weise erzählt. In souveräner Disposition des umfangreichen Quellenmaterials zeichnet Debrunner die wenig bekannten Lebensumstände des Dichters nach und entwirft das Panorama einer ganzen Epoche. In einer Zeit, da Europa an sich selber zweifelt, ist dies ein wichtiges Buch.

  • von Dieter Bachmann
    98,00 €

  • von Thomas Dütsch
    22,00 €

  • von Georges Haldas
    36,00 €

    Was große Literatur ausmacht, zeigt sich an den . Werde sie zum Ausdrucks eines inneren Lebensgefühls, so wächst der Text unversehens über die Alltäglichkeit dessen hinaus, wovon er erzählt. «Boulevard des Philosophes» ist solch ein Wunder-Buch. Auch wenn es nichts von einer spannenden Handlung hat, gewinnen die kleinen Dinge und Erlebnisse, die darin zur Sprache kommen, eine Intensität und Leuchtkraft, dass man keinen Satz und Moment missenmöchte. Georges Haldas blickt darin auf seine Kindheit und seinen verstorbenen Vater zurück - fürwahr kein origineller Stoff, doch wie er ihn zum Leben erweckt, macht das Buch einzigartig. Mit wie vielen Vätern wurde in der Literatur nicht schon ! Nichts davon in «Boulevard des Philosophes», obwohl der Sohn allen Grund dazu hätte. Denn der Vater ist jähzornig, unberechenbar und bisweilen voll von Hass. Er stammt aus Griechenland, ist eigentlich gebildet, belesen und begabt mit einem Sinn für Höheres - doch gescheitert in allen Plänen und Träumen. Statt seiner soll der Sohn in der Schule und im Leben Erfolg erringen, aber der Ehrgeiz des Vaters untergräbt die Entwicklung des Kindes mehr, als dass er sie fördert. Und doch blickt Haldas ohne Ressentiment auf den Vater zurück. In tiefer Ehrlichkeit versucht er ihn zu ergründen und ihm Gerechtigkeit wider fahren zu lassen. Er tut dies, indem er kleine Erlebnisse wieder wach ruft: gemeinsame Abendspaziergänge auf Kephalonia, die Besuche der samstäglichen Fußballspiele in Genf, Ausflüge auf den Bahnhof nach der Büroarbeit des Vaters. Er beginnt die Angefochtenheit des Fremden zu begreifen, der von den Einheimischen ausgeschlossen wird, wie es dem Kind auch selbst widerfährt. Immer wieder reflektiert Haldas dabei die Unsicherheit der Erinnerung; oft spricht er auch den Leser an, bittet ihn sogar um Verzeihung, dass die Suche nach den «Unterwasserstömungen» des Lebens nicht zu leichtfasslichen Ergebnissen führe. Geschrieben ist all dies in einer Sprache, in der sich subtilste Präzision mit großer Musikalität verbindet - bewunderungswürdig und meisterhaft übersetzt von Elisabeth Dütsch. Bei aller gebotenen Zurückhaltung, die auf diesen Blättern sonst geübt wird, darf und mussgesagt sein: Dies ist ein Werk von weltliterarischem Rang, das noch auf seine Entdeckung und angemessene Würdigung wartet.

  • von Norbert Hummelt
    24,80 €

    Norbert Hummelt erkundet in seinen Erzählungen Landschaften und Orte, literarische und historische Schauplätze. Seine Texte sind eine kostbare Schule der Beiläufigkeit. Das ist wörtlich zu verstehen: Es läuft jemand an etwas vorbei - und findet es merkwürdig. Wichtig ist weniger das Was als das Wann und Wo. Wenn Peter Handke einst auf der Suche nach der «Stunde der wahren Empfindung» war, so beschäftigt sich Hummelt mit dem Ort der nachwirkenden Erfahrung. Wie war das seinerzeit, als halbwüchsiger Westbürger die DDR zu besuchen? Im Gedächtnis blieb die Musik von «Magdeburg» - aber wo ist sie geblieben? Und der große Plattenladen von «Saturn» in Köln - was war dieses einstige Mekka gelebter Musik gegen das öde Schaulager elektronischer Bespaßungsgeräte heutiger Tage? Wie wäre es dagegen, den Dauerlärm des Aktuellen einmal zu verlassen und sich auf die Spuren von Eichendorff in Oberschlesien zu begeben? Und was verbirgt sich eigentlich hinter der Adresse «Blabber 1», an der Günter de Bruyn irgendwo im Brandenburgischen wohnt? Unterwegs zu sein ist für diesen Autor eine Lebens- und Erkenntnis­form, wobei es gleichgültig ist, ob er den Orten einstiger Familienausflüge in der Kindheit nachgeht oder durch die Allerweltsstraße flaniert, an der er heute in Berlin wohnt. All dies ist im übrigen keineswegs ein Idylle-Programm; hier ist einer geschichtsbewusst und durch­aus kritischen Auges unterwegs. Das Eigenartige aber: In Norbert Hummelts Texten spürt man, dass eigent­lich alles interessant und belebend ist - jeder Moment wirklicher Gegenwart und jede merkwürdige Beobachtung, sei sie auch noch so beiläufig. All dies aber vollzieht sich erst in der Sprache - und hier beginnt das große Geheimnis. Das Beglückende: Norbert Hummelt hat ganz daran teil.«Die Anhänglichkeit an mein persönliches Eldorado, das zur Verbandsgemeinde Emmelshausen gehört und sich an der Landstraße bis heute mit dem magischen Ortsschild ankündigt, kostete mich in den neunziger Jahren vielleicht eine Reise, die vielen verlockender er­scheinen dürfte. Als mich näm­lich der Leiter der Berliner Literaturwerkstatt bei einem Bier danach fragte, an welchem Ort in Europa ich jetzt am liebsten sein würde, fiel mir leider nur der Name jenes Dorfes ein, in dem mein Freund Günther, der Dribbelkönig von der Liegewiese, inzwischen Orts­bürgermeister war. Der Literaturmanager konn­te damit nichts anfangen; die richtige Antwort wäre Portugal gewesen, denn dorthin fuhr der Literaturexpreß, den er seinerzeit plante.» Aus: Meine andere Heimat

  • von Gertrud Leutenegger
    22,80 €

    Elf Texte aus den Jahren 1989 bis 2016 versammelt der Band, und bereits die Titelgeschichte «Das Klavier auf dem Schillerstein» signalisiert, was alles geschehen kann, wenn die Kräfte der Phantasie zu wirken beginnen. Dies um so mehr, als Gertrud Leutenegger im vorliegenden Band aus kleinen Alltagssituationen heraus die Ahnenreihe ihrer literarischen und künstlerischen Anregungsfiguren erstehen läßt. Der Besuch bei einem alten italienischen Augenarzt führt zu einer Begegnung mit Kleists «Marquise von O...»; aus der stockdunklen Nacht eines Tessiner Tals bei Stromausfall entwickelt sich eine Unterhaltung mit Novalis; die Erinnerung an die kindliche Faszination für die Verpackung von Zwieback Hug führt zu Viscontis legendärer «Gattopardo»-Verfilmung. Autorenkollegen wie Gerhard Meier und Giovanni Orelli erlebt man als Reisebegleiter in Österreich oder China, während aus der Landschaft des Genfersees die archaische Familiensaga von Catherine Colomb wieder lebendig wird. Dazwischen stehen Huldigungen an Dinge, Erlebnisse und Stimmungen, deren scheinbare Alltäglichkeit in Wahrheit Residuen der Poesie sind: kühle Treppenhäuser in der Tessiner Sommerhitze, morgen- und abendliche Pendlerbusfahrten in entlegene Täler oder die plötzliche Erinnerung an eine der ersten selbstgekauften Schallplatten. Am Ende fährt die Erzählerin auf den Furkapass, wo mit lächerlichen weißen Tüchern verzweifelt versucht wird, das Abschmelzen der Gletscher zu verhindern, während zugleich ein innerer Film in ihr abläuft: Wie einst Rimbaud im Winter den Gotthard überquerte - bis unter die Achseln im Schnee versinkend und der weißen Hölle nur mit knapper Not entrinnend. Es ist ein traumwandlerisches Neben- und Ineinander von Erleben und Erinnern, das die Texte bestimmt, durchdrungen von Poesie in jedem Satz.

  • von Stefan Koldehoff
    32,00 €

    Pina Bauschs eigentliche Sprache war der Tanz. Ob sie in jungen Jahren in Europa und den USA selbst auf der Bühne stand, ob sie an der Folkwangschule ihre Erfahrungen und Ideen an andere weitergab oder mit dem Tanztheater Wuppertal zu einer der einflussreichsten Choreografinnen des 20. Jahrhunderts wurde - überall drückte sie ihr Denken und Fühlen durch Bewegung aus: «Der Tanz ist die einzig wirkliche Sprache», so lautete ihr Credo. Dennoch hat sie ihre Arbeit immer wieder in Worte gefasst, und über ihre Vorgehensweise und ihre Ziele Auskunft gegeben - selten zwar, doch durchaus regelmäßig. Ihr bevorzugtes Medium war dabei das Gespräch: Sie gab Interviews, wenn auch nicht im üblichen Sinn: Pina Bausch wartete nicht mit fertigen State-ments auf, sondern vermochte auch diese Form zu öffnen und zu einem Ort des Austauschs und Nachdenkens zu machen - wobei es für sie unerheblich war, ob das Interview einer kleinen Schülerzeitung oder einem Welt-blatt galt.Anlässlich der großen Ausstellung «PINA BAUSCH und das TANZTHEATER» in der Bonner Bundeskunsthalle wird in Kooperation mit der Pina Bausch Foundation hier erstmals eine Sammlung von Interviews aus der ge-samten Schaffenszeit der Choreografin vorgelegt. Sie erzählt darin von ihrer Kindheit in Solingen, von ihrer Bal-lettausbildung in Essen und New York. Sie spricht über die Menschen, die sie begleitet, über Reisen und Städte, die ihr Inspiration geschenkt haben. Vor allem aber berichtet sie über ihre fast vierzig Jahre währende Arbeit in Wuppertal: vom Entstehen ihrer Stücke, von den Tänzerinnen und Tänzern, von der Bedeutung der Kostüme, der Musik, der Bühnenbilder. Und sie erinnert sich an die Ablehnung, die ihr anfangs entgegenschlug: an knallen-de Türen und bösartige Verrisse. Abgerundet wird der Band durch den programmatischen Text zu ihrer ersten Wuppertaler Spielzeit 1973/74 und durch die große Kyoto-Preisrede, in der sie 2007 umfangreich über den Tanz, ihren Werdegang und ihre Arbeitsweisen berichtete.Diese O-Töne ergeben ein Bild von Pina Bausch und ihrer Arbeit, wie es keine Biografie so anschaulich und authentisch zeichnen könnte.

  • von Helen Hessel
    16,00 €

    Man kennt sie aus dem Film von Truffaut als die Frau, die Jules und Jim liebte. Aber Helen Hessel, geb. Grund, war nicht nur eine Gestalt in den Phantasien der anderen, sie war eine Autorin eigenen Rechts. Geboren und aufgewachsen in Berlin, wollte sie zunächst Malerin werden und wurde Schülerin bei Käthe Kollwitz. 1912 ging sie nach Paris, lernte dort Franz Hessel kennen, den sie 1914 heiratete. Zum Schreiben fand sie erst ab Anfang der 1920er Jahre und publizierte Aphorismen, Paris-Feuilletons und Mode-Artikel. Zwischen 1921 und 1938 hat sie zahlreiche Artikel in deutschen Zeitungen und Zeitschriften publiziert, die ein lebendiges Bild vom Pariser Leben, vor allem aus der Welt der Mode vermitteln. Helen Hessel hatte ihre eigene Auffassung vom 'Wesen der Mode' (das sie 1934 in einem ausführlichen Vortrag beschrieb); sie besaß ein feines Gespür für den Zusammenhang von Zeitströmungen und Kleidungsstilen, in denen sie wie in Physiognomien zu lesen vermochte.In zahlreichen Facetten thematisiert sie das Verhältnis der Mode zu den Wandlungen weiblicher Selbstdefinition - samt den Unterschieden, die sich dabei zwischen Frankreich und Deutschland zeigten. Ihre Tätigkeit als Korrespondentin der 'Frankfurter Zeitung' (meist unter ihrem Mädchennamen Helen Grund) wurde bald auch von dem Bruch des Jahres 1933 geprägt; zunächst konnte sie noch weiter publizieren; nach 1937 schwand diese Möglichkeit trotz der Scheidung von ihrem jüdischen Ehemann zusehends; ihre letzten Texte erschienen 1938 in der einstigen Ullstein-Zeitschrift 'Die Dame'.Der vorliegende Band versammelt erstmals Helen Hessels wichtigste Artikel und gibt eine Auswahl der Zeichnungen und Fotografien bedeutender Künstler wieder, die ihre Texte begleiteten, unter ihnen Yva, Marianne Breslauer, Man Ray und Marietta Riederer. Der Band ermöglicht damit eine kleine Zeitreise.Helen Hessel (1886-1982) entstammte einer Berliner Bankiersfamilie und begann als Malerin. Obwohl sie 1912 in der Berliner Secession vertreten war, gab sie diese Laufbahn auf. Das Jahr 1912 bedeutete auch insofern einen Wendepunkt ihres Lebens, als sie in Paris den Schriftsteller Franz Hessel kennenlernte, den sie 1913 heiratete. Ihr erster Sohn Ulrich kam Ende Juli 1914 auf die Welt, den sie während der Kriegsjahre allein erziehen mußte. Ab 1919 bei München lebend, kam es dort zur 'amour fou' mit Henri-Pierre Roché, dem engsten Freund ihres Mannes. 1925 ging sie als Mode-Korrespondentin der 'Frankfurter Zeitung' nach Paris, während Franz Hessel in Berlin blieb; erst im November 1938 konnte sie ihn zur Emigration überreden und ihn nach Paris holen. Während des Krieges untertützte sie ihren zweiten Sohn Stéphane in der Aktivität für die Résistance. Nach 1945 lebte sie in den USA, übersetzte aus dem Englischen ins Deut sche (z. B. Nabokovs 'Lolita'). 1950 nach Paris zurückgekehrt,verstarb sie dort 1982 mit 96 Jahren.Die HerausgeberinMila Ganeva ist Professorin für deutsche Literatur und Film an der Miami University, Ohio. Veröffentlichungen zur Mode im Film, Modejournalismus und-fotografie, Filmgeschichte.Manfred Flügge hat zahlreiche biographische Bücher publiziert, u.a. zu Franz und Helen Hessel, Heinrich Mann und zur deutschen Emigration in Frankreich

  • von Bernhard Echte
    136,00 €

    Teil 3 der umfassenden Dokumentation des Kunstsalon Cassirer in BerlinDie Jahre 1910 bis 1914, die der dritte Doppelband der Dokumentation von Paul Cassirers Ausstellungen umfasst, gelten als die glanzvollste Zeit der modernen Kunst in Berlin. Ein gutes Dutzend Jahre hatte Cassirer gegen konservativ-nationale Vorurteile, gegen Ignoranz und Ressentiment an ge - kämpft - und nun setzte plötzlich breite Anerkennung ein. Van Gogh, Cézanne und Munch wurden richtungsweisenden Leitfiguren der jungen Künstlergeneration, und der Impressionismus galt unversehens als die «neue Klassik». Die Entwicklung vollzog sich so rasch, dass Cassirer schon bald Gefahr lief, von ihr überholt zu werden. Neue Künstlervereinigungen wie die «Brücke» und der «Blaue Reiter» schufen sich eigene Plattformen, und mit Herwarth Waldens «Sturm»-Galerie etablierte sich ein neuer Sammelpunkt der Avantgarde. Was aus heutiger Sicht als Hochblüte vielfältigster Kunstentwicklungen erscheint, war zugleich ein Kampfplatz, auf dem mit unzimperlichen Methoden gegeneinander vorgegangen wurde. Die Spaltung der Berliner Secession unter Cassirers Präsidentschaft im April 1913 ist dafür ein sprechendesZeichen. Die Ausstellungen des Kunstsalons blieben davon jedoch weitgehend unberührt. Souverän bestimmte Cassirer von dort aus weiter das Geschehen. Nach der Erweiterung der Galerieräume im Herbst 1912 stand ihm das Doppelte an Hängefläche zur Verfügung, was er auch zu großen monografischen Ausstellungen nutzte, von denen jede heute Museumsrang hätte: Pissarro und Renoir, Hodler und Corinth, Hofer und Beckmann wurden mit jeweils 40 bis 60 Werken gezeigt -gekrönt von einer van Gogh-Ausstellung mit 150 Bildern im Juni 1914, der größten, die es bis heute je gab. All dies dokumentieren die vorliegenden Bände durch Ausstellungskritiken, Kataloge - und mehr als 1000 farbige Abbildungen.

  • von Marianne Feilchenfeldt Breslauer
    24,00 €

    Man kennt sie unter zwei Namen: als die Fotografin Marianne Breslauer und als die Kunsthändlerin Marianne Feilchenfeldt. In beiden Bereichen war sie Avantgarde: Sie gehörte zu den ersten jungen Frauen, die in den 1920er Jahren die Ateliers verließen, um Porträts in ungestellten Situationen zu machen, als Reporterinnen zu arbeiten und auf Reisen zu fotografieren. Später, nach dem 2. Weltkrieg, war sie die erste Frau, die Kunsthandel auf höchstem internationalen Niveau betrieb. Ihre Erinnerungen hat Marianne Feilchenfeldt kurz vor ihrem Tod im Jahr 2001 vollenden können. In farbig erzählten Kapiteln blickt sie zurück auf ihr ereignisreiches, neun Jahrzehnte umfassendes Leben: die Kindheit und Jugend im Berliner Grunewald als Tochter eines bedeutenden Architekten, ihre ersten Erfahrungen als Fotografin in Paris Ende der 1920er Jahre (wo sie u.a. in Man Rays Atelier arbeitet), ihre Liebe zu Walter Feilchenfeldt, dem Kunsthändler und Verleger bei Paul Cassirer. Sie schildert, wie sie Marlene Dietrich noch vor ihrer kennenlernt oder wie sie mit Annemarie Schwarzenbach durch Spanien reist. Man begegnet zahlreichen Künstlern und Autoren, unter ihnen Franz Hessel und Ernst Bloch oder Oskar Kokoschka und Max Beckmann. Sie berichtet von den ersten Jahren des Nationalsozialismus in Deutschland, von ihrer Emigration im Jahr 1936, dem Exil in Frankreich und den Niederlanden, bis sie 1939 in der Schweiz strandet. Es ist der Bericht einer glücklich Verschonten - lebhaft und illusionslos zugleich. Das Buch endet zu Anfang der 1950er Jahre, als sie nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes die Kunsthandelsfirma in Zürich übernimmt und darin eine zweite Karriere beginnt.

  • von Bernhard Echte
    136,00 €

    Mit diesem Band wird die Dokumentation der Ausstellungstätigkeit des Kunstsalons Cassirer für die Jahre 1905-1910 fortgesetzt. Auch in seinen Jahrgängen 8-12 reihte Paul Cassirer Höhepunkt an Höhepunkt. Zu nennen sind die Monet-Retrospektive im Oktober 1905, die van Gogh-Tournee zur Jahreswende 1905/06 (die in Dresden die Bildung der Künstlervereinigung 'Brücke' inspirierte), die Ausstellung der berühmten Impressionisten-Sammlung des Opernsängers Faure im Herbst 1906, die Entdeckung Max Beckmanns im Frühjahr 1907, die Präsentation von van Goghs Zeichnungen Ende gleichen Jahres (bei der die Berliner Nationalgalerie ihre bedeutenden Blätter erwarb), die großen Retrospektiven zu Delacroix und Goya in derselben Saison, die kühne und leidenschaftlich umstrittene Ausstellung mit Aquarellen von Cézanne, Gemälden von Munch und Arbeiten von Matisse im Herbst 1908, unmittelbar gefolgt von einer breit angelegten Hodler-Schau; eine Ausstellung von 45 Gemälden Cézannes im Herbst 1909, der Verkauf der epochalen Manet-Sammlung Auguste Pellerins im Frühling 1910 und die Entdeckung Oskar Kokoschkas mit einer Präsentation seiner frühen Porträts im Sommer 1910. Regelmäßige Ausstellungen galten darüber hinaus den Mitgliedern der Berliner Sezession, wobei die Repräsentanten Liebermann, Leistikow, Corinth und Slevogt neben jungen Talenten wie Theo v. Brockhusen, Oskar Moll oder Heinrich Nauen standen. Auch Nolde, Jawlensky und Käthe Kollwitz gaben bei Cassirer ein Gastspiel, kehrten aber der Galerie im Kontext von Sezessionskonflikten wieder den Rücken. Denn gestritten wurde lebhaft und viel: Über den Einfluß der ausländischen Kunst und die Richtung, in welcher sich die deutsche entwickeln sollte; über die Macht der Sezessionsgründer und die Rechte der neuen Avantgarde; über die Preissteigerungen im Kunsthandel und die Ressentiments des Antisemitismus. Wie schon in den ersten beiden Bänden wird all dies durch zeitgenössische Artikel und Rezensionen dokumentiert. Es entsteht so ein kulturgeschichtliches Panorama von unvergleichlichem Facettenreichtum.

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