Über Herzmarinade
Die Liebesgedichte von Michael Domas wollten Liebe weder auf einen Nenner noch auf einen Zähler bringen, sondern feiern sie als eine Mannigfaltigkeit des Be- und Empfindens, Wahrnehmens und Handelns und zeigen dies durch ihren inhaltlichen und sprachlichen Abwechslungsreichtum. Domas lässiges Einnehmen von Rollen ist hier trotz Anproben in den Stilgarderoben der Großen der Literaturgeschichte keine Beliebigkeit, sondern eine je auf den Schreibanlass neu gefundene Haltung, die sich im starken Formwillen des Autors zeigt. So gelangt Domas zu Gedichten, die ihn als Gegenwartsautor eigener Couleur erweisen. Reim und Metrum sind für ihn ebenso legitim wie rhetorische Stilmittel, die mal der kritischen Enthüllung dienen, mal der Steigerung einer Anrufung.
Zur Frau als Muse schaut Dichter Domas als Mann nicht verklärt auf, sondern voller Anerkennung. Dazu gehört auch erotisches Begehren, das hier endlich einmal sinnenfroh und ehrlich zelebriert, und nicht ¿hochsterilisiert¿ wird.
Fasan
ein edleres Geflügel findst du nicht,
denn erst gut abgehangen schmeckt es wild.
Ich mach es dir zugleich so fein und mild,
es wird dir munden gleich wie ¿ dies Gedicht.
Nur bissfest magst du Stangensellerie?
Dazu Orangen, bittersüß wie du,
und fetten Speck aus Colonata? Puh,
ich blase dir das große Halali.
Die Frage ist, wie bleibt der Saft im Fleisch?
Dressiere es! Und schiebe dann sogleich
den Braten in den heißen Umluftherd!
Spar nicht mit Salbei, Knoblauch nimm und reich-
lich Wein. Genießen wird nur, wer begehrt,
was edel ist und eine Sünde wert.
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