Über Invasion Rückwärts
Als wären die Ausstellungsstücke in einem Kuriositätenkabinett plötzlich lebendig geworden: In Lea Schneiders Debüt »Invasion Rückwärts« versammeln sich Druiden in Trainingsanzügen, ein liegengebliebener Schluckauf und ein reverser Flokati. Uns begegnen Pfau-Effekte und Unkontrollierbares: Gegenstände lösen sich auf, pausenlos finden Verschiebungen statt, die einer surrealen Traumlogik zu folgen scheinen. Der Himmel wird ein blauer Fleck in der Kniekehle, Inseln zu Fußnoten vom Festland, Habenwollen zur Lebensform.
Dazwischen bewegen sich Personen und blättern durch die Körper eines»vorläufigen Wir«. Auf der Suche nach Möglichkeiten, miteinander und mit den rebellischen Objekten umzugehen, entdecken sie einen »universell anwendbaren Herbst«, einen »notwendigen Akt von Schönheit« und einen Ort, wo Kühe hingehen, wenn sie abgelaufen sind. Immer wieder stellt sich die Frage, wer hier eigentlich handelt: Die Subjekte? Die Objekte? Und gibt es überhaupt einen Unterschied zwischen Zufall und eigener Entscheidung, wenn Realität offenbar nur eine Folge guten Timings ist?
Die Prosagedichte in diesem Band breiten sich von innen aus. Es gibt einen Anfang, ein Ende, aber beide scheinen nur Staffage von etwas zu sein, das immer schon da ist, bevor man es liest. Und was da im Zentrum liegt, worauf sich die Texte zubewegen, ist bereits verschwunden, wenn es greifbar wird. Die Gegenstände, um die es hier geht, scheinen selbst nur Taktgeber ihrer eigenen Transformationen zu sein. Bilder, Stimmungen, Theorien und Gegenstände verdichten sich zu hochkomplexen Gebilden, die funktionieren wie Lösungsvorschläge für einen Rubik's Cube - und sich dabei so klug und witzig lesen, dass man den Würfel am liebsten immer weiterdrehen will.
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