Über Judas Ischariot
In der Erzählung des Neuen Testaments vollbringt Judas die böse Tat und verrät Jesus. Die Opferung des göttlichen Meisters ist im Christentum zur Erlösung der Gläubigen notwendig, wird aber gleichzeitig als verpönt abgelehnt. Aus dieser Zwangslage befreit man sich durch die Übertragung der Schuld auf einen Sündenbock. Dass die Evangelien Judas diese Rolle zuwiesen, ist kein Zufall, denn sein Name ist ein Eponym für das ganze jüdische Volk, welches im Laufe der Geschichte zum "Blitzableiter" seiner christlichen Umgebung wurde, von den mittelalterlichen Pogromen bis hin zum Holocaust.
Soweit es die historische Quellenlage zulässt, rehabilitiert Maccoby mit diesem Werk Judas Ischariot. Er wurde mit einem entwürdigenden Verräter-Mythos beladen, trotz seiner Loyalität zum historischen Jesus, mit dem er zu einer - wenn auch gescheiterten - Befreiungsmission aufgebrochen war.
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