Über Krieg, Kooperation, Kursverlauf
¿I am sorry.¿ So lautete die Entschuldigung, die der britische Derivatehändler Nick Leeson bei seiner Flucht aus Singapur in Richtung Kota Kinabalu im F- ruar 1995 hinterließ, nachdem er durch Fehlspekulationen innerhalb weniger Wochen einen Schuldenberg von 825 Millionen Pfund Sterling aufgehäuft hatte. Die falsche Einschätzung der Kursentwicklung gepaart mit blinder Risikobere- schaft führte Leeson für mehrere Jahre ins Gefängnis, trieb seine Arbeitgeberin, die über 250 Jahre alte Barings Bank, in den Konkurs und löste eine mehrmo- tige Krise der internationalen Finanz- und Devisenmärkte aus. Natürlich ist gegen Ignoranz und intellektuelle Überforderung kein Kraut gewachsen. Nur noch mit nachträglichen Entlassungen konnte die KfW Bank- gruppe im September 2008 reagieren, als deren Mitarbeiter dem bereits insolv- ten Bankhaus Lehman Brothers 350 Millionen Euro nachschossen. Solch unv- ständliches Verhalten wie auch die Reaktionen auf Nick Leesons kriminelle Fehlspekulationen verdeutlichen, dass in einer globalisierten Welt Finanzmärkte jene Entscheidungsarenen sind, in denen nicht erfüllte Erwartungen und unge- gelte Risikobereitschaft am schnellsten fühlbar und monetär bestraft werden. Einer Bank, die sich heute aufgrund von fehlerhaften Annahmen über zukünftige Gewinne übernimmt, ist das Fehlverhalten spätestens im nächsten Quartals- richt anzusehen. In der Finanzkrise des Herbstes 2008 beschleunigten sich die Entscheidungsprozesse dermaßen stark, dass einst stolze Banken wie die L- man Brothers über Nacht zusammenbrachen. Karriereknicks bei einigen der verantwortlichen Manager, massive Proteste der Anleger und makroökono- sche Verwerfungen sind typische Folgen solch fataler Fehlspekulationen.
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