Über Marxismus und Anarchismus
Der Anarchismus und anarchistische Gruppen wirken in ihrer radikalen Ablehnung von Herrschaft, Staat und jeglicher Unterdrückung bis heute anziehend auf vor allem junge Menschen, die sich angesichts der unerträglichen Zustände auf der Welt radikalisieren. Dabei gibt es im Anarchismus, wie bei anderen Strömungen auch, nicht die eine, sondern verschiedene Richtungen, die zu verschiedenen Zeiten eine Rolle spielten. Gab es in den 30er Jahren wirkliche anarchistische (bzw. syndikalistische) Massenorganisationen wie die CGT in Frankreich oder die CNT im spanischen Staat, war das für Länder wie Deutschland nie der Fall.
Bis heute gibt es in vielen Ländern Organisationen, die in der Tradition des Anarchismus stehen. Oft ist es jedoch viel mehr die Vorstellung, die Aktivist*innen vom Anarchismus haben, mit der sie sympathisieren, als sich selbst in einer anarchistischen Gruppe zu organisieren. Die reformistische Haltung in den Gewerkschaften oder vieler führender Mitglieder der Partei DIE LINKE hinterlässt ein Vakuum auf der radikalen Linken, das auch in Zukunft wieder zu einer verstärkten Zuwendung zu anarchistischen Ideen führen kann.
Die Auseinandersetzung des Marxismus mit dem Anarchismus ist über 150 Jahre alt und begann bereits innerhalb der Internationalen Arbeiter-Assoziation (Erste Internationale), der Marx und Engels als Gründungsmitglieder selbst angehörten. Diese Textsammlung soll zu einem besseren Verständnis beitragen, welche inhaltlich begründete Haltung Marxist*innen heute und in der Vergangenheit gegenüber dem Anarchismus eingenommen haben.
Dabei wird in neuen Texten auf die Situation in Deutschland heute eingegangen, dem Anarchismus im spanischen Bürgerkrieg und in der Revolution in Russland sowie dem Aufstand in Kronstadt und der Politik der Bolschewiki. Im zweiten Teil befinden sich einige grundlegende Originaltexte zum Anarchismus von Friedrich Engels, Leo Trotzki, einem bislang auf deutsch unveröffentlichten Text von Victor Serge und anderen.
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