Über Produktionsverlagerungen deutscher Unternehmen nach China
Produktionsverlagerungen haben in den vergangenen Jahren stetig an Aufmerksamkeit gewonnen. Neben dem Motiv der Kostensenkung rückte dabei das Motiv der Erschließung neuer Märkte in den Vordergrund. China ist aus beiden Erwägungen in den Fokus betrieblicher Aktivitäten geraten. Auch deutsche Unternehmen haben ihre Produktion in substantiellem Umfang nach China verlagert. Neben zahlreichen Beispielen erfolgreicher Verlagerungen gibt es jedoch viele Unternehmen, deren Erwartungen sich nicht erfüllt und die ihre Produktion zurückverlagert haben.
Die vorliegende Arbeit nähert sich Verlagerungen nach China aus einer neo-institutionalistischen Perspektive. Die gewählte theoretische Fundierung ist dabei imstande, sowohl zur Erklärung von erfolgreichen als auch von nicht erfolgreichen Verlagerungen beizutragen. Es wird unterstellt, dass Anforderungen und Erwartungen der Umwelt das Handeln von Unternehmen wesentlich beeinflussen. Unter anderem signalisieren sogenannte Rationalitätsmythen, welche Verhaltensweisen als besonders effizient gelten.
Durch eine Verknüpfung mit medientheoretischen Ansätzen wird der Presseberichterstattung ein bedeutender Einfluss auf Verlagerungsentscheidungen zugeschrieben. Eine systematische Inhaltsanalyse von nahezu 1.600 Zeitungsartikeln über Verlagerungen nach China zeichnet nach, welchem Zeitgeist deutsche Unternehmen seit 1989 ausgesetzt waren. Es wird geschildert, dass von den Medien Verlagerungen nach China nicht nur als legitim und wünschenswert, sondern vielfach als essentiell für das Überleben von Unternehmen dargestellt wurden. Die Ergebnisse der Inhaltsanalyse verleihen der Annahme eines kausalen Medieneinflusses auf Verlagerungsentscheidungen maßgeblich Substanz.
Die Arbeit dient als Plädoyer dafür, in die Analyse betriebswirtschaftlicher Fragestellungen theoretische Ansätze anderer Fachgebiete ¿ zum Beispiel der Psychologie, der Soziologie oder der Medienwissenschaft ¿ einzubeziehen.
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