Über Rationalitätssicherung bei betrieblichen Investitionsentscheidungen
In der betrieblichen Realität sind häufig Fehlinvestitionen mit teils gravierenden Folgen zu beobachten, bei denen die zu den Entscheidungen führenden Einschätzungen das zentrale Problem darstellen. Ein besonders eindringliches Beispiel menschlicher Urteilsverzerrungen stellt das Unpacking Bias dar, gemäß dem ein Sachverhalt als wahrscheinlicher eingestuft wird, wenn dessen einzelne Bestandteile anstelle des Gesamtszenarios zu bewerten sind. Dieser Effekt wird in der vorliegenden Arbeit im sachlichen Kontext der betrieblichen Investition gesondert experimentell untersucht, da bislang nur relativ unverbindliche Themenfelder den Rahmen bildeten. Ferner werden stabilisierende Maßnahmen als für das Accounting typische Elemente eingesetzt und potentielle Moderatorgrößen miterhoben.Es zeigt sich, dass die Wahrscheinlichkeitsurteile der Probanden ohne Verwendung unterstützender Aktionen diverse Defizite aufweisen, die mit einem rationalen Menschenbild nicht in Einklang stehen. Durch das Instrument des Formatwechsels von Prozentwahrscheinlichkeiten auf relative Häufigkeiten können hingegen deutlich zutreffendere Einstufungen erreicht werden, während mittels zusätzlicher Hinweise keine weitere Verbesserung der Einschätzungen gelingt. Grundsätzlich greifen Menschen unabhängig von der Ausprägung ihrer individuellen Merkmale bei subjektiven Wahrscheinlichkeiten auf Vorgehensweisen zurück und besitzen Begriffsverständnisse, die von den normativen Vorgaben stark abweichen. Somit ist bei unsicheren Konstellationen wie betrieblichen Investitionen erweiterten Wahrscheinlichkeitsansätzen, alternativen Überzeugungskonzepten sowie Strategien ohne Grad des Dafürhaltens, wie Heuristiken, Realoptionen und Risikoentschärfungsoperatoren, ein wesentlich höherer Stellenwert einzuräumen.
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