Über Reise durch das jüdische Palästina
Zum Verhältnis von Juden und Arabern
Indes, man ginge sicherlich fehl, wollte man das Problem des heutigen Arabers, der arabischen Masse, mit der man es in Palästina zu tun hat, aus der Religion zu erklären und zu lösen suchen. Ebenso irrt der, der eine Verbindung des heutigen Arabers mit dem eingewanderten Juden auf rein kultureller Basis erstrebt. Auf dem Zionistischen Kongreß in Karlsbad verstieg sich ein verdienstvoller Berliner Professor zur Behauptung: an der Universität in Jerusalem müsse ein Lehrstuhl für arabische Literatur eingerichtet werden, - das werde die Rassen mit einem Schlage einander näherbringen und versöhnen. ... Wer nicht in Palästina war, nicht die Fellachen und Beduinen am Rande der jüdischen Kolonien gesehen hat, sollte über die Araberfrage und den palästinensischen Araber nicht mitsprechen. Ja sogar für den, dessen Fuß niemals das Gebiet des rätselhaften Transjordanien betrat, der nicht weiß, welche Moralbegriffe, welche Anschauungen in bezug auf Eigentum und Ehre unter den unerforschten Völkern jener Nachbarterritorien herrschen, ist höchste Vorsicht geboten. Man kann ebensowenig eine geographische und kulturelle Linie zwischen die unbekannten und ungezählten Massen des Transjordan und die siebenhunderttausend palästinensischen Araber ziehen, wie man sich an einen Kodex, feste Dogmen halten kann, die es auf Grund praktischer Erfahrung ermöglichten, den jüdischen Einwanderer vor der zehnfachen Übermacht zu sichern. [Textauszug]
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