Über Reisen ohne Ziel
Harry Martinson (1904-1978) machte sich im Alter von 16 Jahren als Matrose auf die Reise und fuhr für sieben Jahre zur See. Nach Schweden zurückgekehrt, veröffentlichte er zwei Gedichtbände und schließlich, literarisch verarbeitet, seine Erlebnisse auf dem Meer: »Reisen ohne Ziel« und »Cape Farewell!« Beide Bände sind in diesem Buch zusammengefasst. Es sind scheinbar flüchtig hingeworfene Skizzen, Reisefeuilletons, kurze Erzählungen, die spielerisch die Grenze zwischen Biografie und Fiktion auflösen. Begeisterung und Entdeckerlust prägen die Texte, in denen die Reise gefeiert wird, die zu entdeckende Fremde, das Unterwegssein, ohne Standesgrenzen und ohne Rücksicht auf gesellschaftliche Konventionen.Ob Trondheim, Rio de Janeiro, Gent, Reykjavík, Montevideo, Santa Fé, der Ärmel- oder der Panamakanal - ob eingeflochtene Gedichte, ethnografische, szenische, dialogische oder klassische Erzählungen und kleine Prosastücke. Der »Weltnomade« Harry Martinson bewegt sich geografisch und literarisch mit solch großer Freiheit und Sicherheit, dass klar ist: Hier zeigt sich ein herausragendes literarisches Talent mit einer eigenen, starken Stimme. Martinson nimmt einerseits das Exotische der Reisen in seine Sprache auf und findet ungewöhnliche Bilder, er beschreibt andererseits nüchtern verzeichnend das Gesehene, verschweigt auch die Mühen der Seefahrt nicht - und verzaubert mit einfallsreicher Erzählkunst den daheimgebliebenen Leser. Es sind nicht nur biografische Splitter von der Seefahrt, nicht nur Beschwörungen des Erlebten. Vielmehr wird die rastlose, vermeintlich ziellose Fahrt zu einer existenziellen Suche, zu einer großen allzumenschlichen Lebensreise.
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