Über Sprachdämmerung
Die Sprache ist heute doppelt bedroht: durch eine vorsprachliche Kommunikation, die Gefühle in Bildern und Gesten ausdrückt, und durch eine technisch-wissenschaftliche Kommunikation mit Wörtern, die präzise zu sein haben, bei denen es aber gleichgültig ist, welcher besonderen Sprache sie entstammen. Gefährdet wird dabei die Sprache als menschliche Form, sich die Welt zu erschließen. Das neue Buch des renommierten Sprachwissenschaftlers Jürgen Trabant ist die vehemente Verteidigung eines kostbaren Guts.
Die vielfältigen Sprachen Europas und der ganzen Welt sind - das wusste schon Humboldt - ebenso vielfältige Weisen, die Welt zu betrachten. Will man also die welterhellende Funktion der Sprache verteidigen, muss man auch den Reichtum der vielen Sprachen erhalten. Das beginnt für uns mit dem Deutschen, das gegenüber dem amerikanischen Englisch zunehmend in Not gerät. Und es gilt genauso für all die anderen europäischen Sprachen, die auf dem Rückzug sind, weil nur das Englische Macht verspricht. Jürgen Trabants Buch ist ein Lob der Sprache, ohne die der Mensch nicht zu denken ist, und zugleich eine Warnung vor der heranrückenden Sprachdämmerung.
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