Über Staub Gottes. Von schwacher Transzendenz
Simone Weils Metaphysik der Schwäche invertiert den klassischen Gedanken, Transzendenz wäre durch ein Stärker-Werden, durch die Kompensation einer Schwäche zu erreichen. Nicht ein Mehr an Kraft lässt uns die Dinge in Wahrheit erkennen, vielmehr eine Ohnmacht in uns, die vielleicht sogar der Schwäche Gottes, sowie der Welt im Ganzen angeglichen wird. Nicht, weil wir zu wenig erkennen oder vermögen, sind wir geschieden vom Ursprung des Seins. Transzendenz ist eine Bewegung, die nach unten geht; wie eine Tonfolge, die absteigt, und deshalb als wahr, gut und schön in Erinnerung bleibt. Gott, Seele und Kosmos treffen sich in dieser, ihrer vornehmsten Eigenschaft: in einer bedingungslos geteilten Schwäche, wodurch sie verbunden sind. Solcherart umspielt das Buch in der Nachfolge von Simone Weil den religionsphilosophischen Gedanken der christlichen Kenosis, sowie des Zimzum aus der jüdischen Mystik. Ein zu Staub zerfallener Gott ist die wahre Bewegung von Transzendenz, nicht die Bekräftigung von Materie, stattdessen die Entmachtung der Begriffe Kraft, Ursache und Substanz. Hinter den Dingen gibt es nicht mehr zu erkennen oder mehr zu erleben. Hinter den Dingen ist weniger als das, was die Kategorien von ihnen denken wollen.
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