Über Sturzfluten
Der Titel dieses III. Bandes eines insgesamt sechsteiligen Zyklus der Lyrik beschreibt die Macht und die Energie und die Schlagkraft der Wörter, die der Autor für seine maßlosen Verse ausgewählt hat. Hier reimt sich nichts, hier wird nichts vom zweisilbigen Trochäus gefressen. Hier fließen Gedanken frei, hier fluten Emotionen, hier sprudelt die Expression und hier gehen Mauerwerke abendländischer Moral zu Bruch. Hier wird geatmet und geschrien.
Diese Gedichte, eins wie das andere, sind erdachte Sturzfluten im dichterischen Sinne der Bedeutung, die plötzlich über einen hereinbrechen, die sich mit Sprachgewandtheit Aufmerksamkeit verschaffen, die rauschen und die dröhnen, die rufen und die weinen, die sich selbst verzehren, die in jeder Zeile neue Untiefen ausloten und die alte Wunden aufreißen, die Kaskaden der Fantasie bilden und die Dämme unterspülen.
Und das sind die Begriffe, um die es Rainer Popp geht: Es ist die Lüsternheit, das Laster, die Liebe, die Laszivität, das sexuelle Begehren, die Niedertracht, die Verlogenheit, der Betrug, die Selbsttäuschung, die Verzweiflung, die Angst, die hinterfragte Begegnung mit dem eigenen Leben. Und es ist der Tod; immer wieder ist es der Tod.
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