Über Textsorten in Sprach-, Kultur- und Sozialgeschichte
Die Erforschung der Geschichte von Textsorten ist schon längst ein etablierter Teil der Sprachgeschichte, die nicht nur einen wesentlichen Beitrag für die Sprachgeschichte liefert, sondern ein besseres Verständnis der allgemeinen Sozial- und Kulturgeschichte einer Sprachgemeinschaft sowie generalisierende Aussage über den
Sprach-, Kultur- und Gesellschaftswandel ermöglicht. Dieser Tagungsband vereint textgeschichtliche Beiträge mit unterschiedlichen Fragestellungen, Ansätzen und Methoden, die sich jeder auf seine Weise mit speziellen Fragen zur gegenseitigen Bedingtheit
von Textsortengeschichten und Sozial- und Kulturgeschichte widmet. Thematisch reichen die Beiträge von Sachtexten wie Schulprogrammen, Ratgebern, Jobanzeigen, die in ihrer historischen Parallel-Entwicklung zu soziokulturellen Umständen diskutiert werden, über Glaubensbekenntnisse monotheistischer Religionen als Einzel-Textexemplare mit ihren geschichtsträchtigen Entstehungsprozessen und serielle Bauinschriften des 17. Jahrhunderts, Herrnhuter Lebensbeschreibungen als eine besondere Form des Selbstzeugnisses bis zu den Reiseblogs und subtextuellen Genderhinweisen als sprachlichen Produkten moderner Gesellschaften. Trotz ihrer unterschiedlichen Fragestellungen sind die Ergebnisse einzelner Forschungsansätze in dem Band als ein weiterer komplexer Befund darüber zu lesen, wie eng Gesellschafts- und Kulturwandel mit allen Elementen des Sprachwandels zusammenhängen und welch bedeutende Rolle bei der Beschreibung historischen Wandels sowohl innerhalb von einzelnen Sprachgemeinschaften als auch innerhalb der Menschheitsgeschichte der Sprachwissenschaft zufällt.
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