Über Verloren und wiedergefunden
Schon bevor die Römer ein Reiterlager zur Sicherung der Rheingrenze errichteten, war das Stück Landschaft um Dormagen auf halber Strecke zwischen Neuss und Köln besiedelt, wie sich aus Oberflächenfunden ablesen lässt. Die geografische Lage zwischen Wasser und Wald verbirgt an vielen Stellen ein interessantes und überraschendes Fundaufkommen, dessen Artefakte den Vergleich mit Exponaten bedeutender Museen nicht scheuen müssen. Ein Buch legt diese nun vor und berichtet von der Wiederentdeckung eines Heiligtums, diskutiert die Verortung eines Mithras-Tempels und bekundet die logistischen Leistungen der Römer bei der Beschaffung von Lebensmitteln, Keramik und Metallen.
Zum ersten Mal werden Schmuckstücke im Kontext mit Objekten aus europäischen Museumsbeständen der Öffentlichkeit vorgestellt. Einige Artefakte lassen Rückschlüsse auf Lebensweise und Handel der Menschen vor über 2000 Jahren zu. In Dormagen traten erstmalig keltische Münzen und Kunstgegenstände aus germanisch-keltischen Werkstätten von überregionaler Bedeutung zutage. Die Erfahrung im Umgang mit verschiedenen Metallen, der Beschaffung von Wirtschafts- und Handelsgütern über weite Distanzen erinnert an heutige Wirtschaftskreisläufe. Mit der Entdeckung eines verschollenen Weilers mit Grubenhäusern und Baumbrunnen, zusammen mit äußerst seltenen Sceattas (frühmittelalterliche Münzen aus Friesland, Jütland sowie aus dem England der Angelsachsen) aus der Zeit der fränkischen Herrschaft, muss die historische Bedeutung von Dormagen neu bewertet werden. Gleichzeitig verdeutlicht die Zufälligkeit dieser Einzelfunde die elementare Störung ihres ehemaligen Kontextes durch Eingriffe in die Bodenarchive unserer historisch gewachsenen Landschaft, die durch Straßenbau, Wohn- und Industriegebiete unwiederbringliche Dokumente der Heimatgeschichte für immer zerstört.
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