Über Wirkungen der Psychotherapie
Therapeuten aller Art entwickeln ein ziemlich genaues und erstaunlich sicheres GefUhl hinsichtlich der Veranderung, die sie im Patienten be wirken oder nicht bewirken. Dieses GefUhl korrespondiert aber nicht notwendigerweise mit den tatsachlichen Veranderungen. Es gibt ge niigend Untersuchungen, die zeigen, daB Therapeuten oft dazu neigen, die Wirksamkeit ihrer Behandlung eher zu iiberschiitzen als zu gering einzuschiitzen. Die GefUhle oder Verhaitensweisen, mit denen sich der Therapeut befaBt, sind offensichtlich so subtil oder komplex, daB sie sich der Beurteilung des Therapeuten zurn groBen Teil entziehen. In diesem Milieu kommt es nach bekannten psychologischen Regeln leicht zur Fehleinschiitzung, die zwei Funktionen haben kann. Einmal fUhrt sie zur Selbstbestatigung des Therapeuten und zur Sicherstellung der kontinuierlichen Bereitwilligkeit zur Ausiibung schwieriger therapeuti scher Aufgaben. Zum anderen wird es gerade deswegen schwerfallen, den Therapeuten zu einer kritischen Untersuchung und Bewertung seiner selbst zu bringen. So ist es nicht verwunderlich, daB die Publikation von HANS-JURGEN EYSENCK iiber die Bewertung der Effekte der Psychotherapie im Jahre 1952 dem Bruch eines sorgfaltig gehegten Tabus gleichkam. Seine der zeitige Feststellung enthielt die provokative These, daB die Besserungs rate in der Behandlung von Neurotikern fUr die Psychoanalyse 44% betragt, fUr die eklektisch durchgefUhrte Psychotherapie 64% und fUr den allgemeinen praktischen Arzt 72%. Es ist nicht nur diese inverse Beziehung zwischen psychotherapeutischer Spezialkenntnis und Wirk samkeit der Behandlung, die eine sehr intensive Kritik der gesamten Psychotherapie auslosten.
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