Über Wo der Mond noch blüht
Romina Lutzebäck nimmt ihre Leser*innen im dritten Teil ihrer Anthologie zur Zeitgeistpoesie
wieder mit auf eine magische Abenteuerreise in die zauberhafte Welt der großstädtischen Alltags der Gegenwart,
einer Welt aus reinem Kastaniengold.
Kastaniengold
Kastaniengold fließt mit den Grillen,
die mit ihrem zirpenden Gepäck
sich uneitel im Wasserfall einer Regentonne spiegeln, mitten
in der Allee wie in Waldeslustgärten.
Dieser Dönerimbiss boxt gegen die schaumlosen Auflagen,
getroffen in der achten Runde
hart und kehlig:
BEP ade, Bratöl teuer, Heizung leckt und Tuana kam nicht aus dem Urlaub zurück.
Jenes verzurtelte Pärchen auf der Bank von gegenüber dünnbekleidet,
direkt eingequetscht von Sparkasse und Fahrradverleih brennt sich den Zungenkuss ein
wie ein ewiges Tattoo mit der Aufschrift ¿Wunder¿- solange, dass aufgeregte Kinder sich schon virtuell einverleiben
und die Rentner*innen hinter den Gardinen Erinnerungsgewitter tauschen.
Sheesh: Abiturient*innen befeuern wild und posthum ihre Feier auf dem Scheiterhaufen ausgeschiedener Kopiervorlagen
mit den Hieroglyphenmahnungen aller Sprachen und Wissenschaften des akademisch engen preußischen Kosmos-
Cringe.
Und warten wir auch heute auf buntbemalte Vogeleier,
so ließen wir stets danken...
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