Über die toten schlafen fest
korallen hinter glas verbannt, fische, muscheln. der boden
eine tiefseeattrappe setzt schlamm im becken ab
wo du dich hindurchzwängst, sind alle arme in arbeit
du kannst mit der haut sehen, dein haupt kann gehen
und berührt an vier seiten nur glas. dem tierpfleger
speist du das halbe aquarium ins gesicht. die beleuchtung längst
ausgelöscht vom wasserstrahl. acht arme, drei herzen, der körper
ein hirn. vom blick der besucher müd geworden. jeder spalt im deckel
ein fluchtimpuls. farbwechsel, das ist dein liebesspiel
mit tastenden bewegungen deiner tentakel die schlierigen kacheln
entlang ins offene abflussrohr hinaus in die see.
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"Dieses physikalische Weltbild erhält seine poetische Aufladung und Inspiriertheit durch einen gehörigen Schuss Metaphysik, der erst aus dem Nüchternen das Wunderbare, aus Wissenswertem den Zündfunken von Geheimnissen werden lässt, der den Gedichten ihr transzendentes Ingenium verleiht."
-Richard Pietraß anlässlich der Verleihungdes Dresdner Lyrikpreis 2012
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