Über Licht Luft Scheiße
Die ökologische Frage ist nicht neu. Bereits vor über hundert Jahren entstanden in Reaktion auf die zunehmende Industrialisierung und Urbanisierung im Kapitalismus Denkmodelle und Praktiken, die sich in unseren heutigen Vorstellungen von Nachhaltigkeit wiederfinden. Mitunter auf vormodernes Wissen aufbauend und verstärkt durch die Erfahrung der sozialen und wirtschaftlichen Krisen nach Ende des Ersten Weltkrieges bildeten sich eine Vielzahl von Reformbewegungen: vom gemeinnützigen Wohnungsbau bis zu anarchosyndikalistischen Siedlungen, von urbanen Selbstversorgergärten und ökologischem Landbau bis zu Konzepten einer kreislaufbasierten Abfallwirtschaft. In diesen Ansätzen spiegelt sich nicht nur ein systemisches Verständnis der Wechselwirkungen von Mensch und Umwelt, von Natur und Technik, sondern auch das wachsende Bewusstsein für eine sich die Lebensgrundlage entziehenden Moderne. Nach einer zweijährigen Recherchephase realisiert Licht Luft Scheiße zwei Ausstellungen, eine umfangreiche Film-, Gesprächs- und Vortragsreihe sowie ein selbstorganisiertes Bildungsprogramm. Der transdisziplinäre Anspruch des Projekts wird durch die besondere Kooperation zwischen dem Botanischen Museum Berlin, der Martin-Elsaesser-Stiftung, der Nachbarschaftsakademie im Prinzessinnengarten Kreuzberg und der neuen Gesellschaft für bildende Kunst (nGbK) getragen. Im Austausch künstlerischer, wissenschaftlicher und politischaktivistischer Perspektiven auf Ökologie und Moderne soll nicht nur eine nachhaltige kulturelle Wissensproduktion hergestellt, sondern auch eine konkrete Zukunftsvision für einen dauerhaften Lernort, für Bodenaufbau und Kompostierung menschlicher Scheiße auf dem Gelände des Prinzessinnengartens Kreuzberg entwickelt werden.
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