Über Zeugenschaft in Wort und Bild
Die sozialen literarischen Reportagen (Konrad Wrzos, Wanda Melcer u.a.) und Bilderzyklen (Bronislaw W. Linke) der 1930er Jahre in Polen entstanden aus einem ethischen Impuls der Autor*innen und Künstler*innen heraus, die Folgen des sozial-politischen Wandels aufzuzeigen. Diese Arbeiten bezeugen die Arbeits- und Lebensumstände der Arbeiter*innen, Unterprivilegierten und der einfachen Bevölkerung und dokumentieren sie in einer Form, die sich durch Aktualität, inhaltliche Relevanz und die Beschäftigung mit neuen sozialen Milieus in Literatur und Kunst auszeichnet. Die Reporter*innen und Künstler*innen begaben sich persönlich an die Orte des Geschehens - in die Vororte, sozialen Einrichtungen, Fabriken oder Arbeitersiedlungen -, führten Gespräche mit ihren Protagonist*innen und hielten ihre unmittelbaren Eindrücke in Skizzen, kleinen Notizen und Texten fest.
Im Fokus des Untersuchung stehen das Selbstverständnis der Autor*innen und Künstler*innen als Zeug*innen, ihr Engagement in Wort und Bild, die Dokumentation der sozialen Missstände sowie der Dialog mit den Leser*innen bzw. den Betrachter*innen. In Zusammenhang mit einer ethisch motivierten und zugleich künstlerischen Zeugenschaft werden in diesem Buch Autorschaftskonzepte, künstlerisch-ästhetische Praktiken und Schreibtechniken sowie der testimoniale Pakt diskutiert und weiterentwickelt.
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