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  • von Gundi Feyrer
    19,00 €

    Sätze breiten sich wie Viren aus, haften an Gaumen und Zunge, reißen ab und kleben sich am Gegenüber fest. Gundi Feyrer versteht es auf virtuose Art körperlose Vorgänge und mentale Prozesse in handfeste Bilder zu übersetzen. Unsere Köpfe, bemerkt die Ich- Erzählerin, sind wie Säcke vollgefüllt mit unbedacht anderswoher übernommenen Ansichten, Welt- und Menschenbildern. Um die Dinge und sich selbst anders zu betrachten, greift sie Gedanken aus der Quantenphysik und der Tradition jüdischer Mystik auf, fragt nach der Entstehung von Materie und versucht der Stellung des Menschen im Universum auf den Grund zu gehen.In Analogie zu den Paradoxa ihrer Quellen tendieren Feyrers Selbstgespräche und Erzählungen zur U¿berschreitung eines klassisch-mechanistischen Weltverständnisses: Beobachtete Phänomene verschränken sich mit der Beobachterin, werden eins mit Wahrnehmungsorganen, dringen in den Gedankenfluss, der sich seinerseits über die Außenwelt ergießt. Als wahrnehmendes und wahrgenommenes "Messinstrument" zieht sich die Haut als zentrales Motiv über ein wucherndes Textgewebe. Konsequent entwickelt Gundi Feyrer für ihr Buch eine gleichsam auto-poetische Sprachform, deren überraschende Fügungen und kühne Verbindungen sich unmittelbar aus den im Text stattfindenden Wahrnehmungsexzessen und Gedankenexperimenten herauszubilden scheinen. Selten vereinen sich Forschergeist und Sprachkunst auf derart kongeniale Art.

  • von Stefan Schweiger
    23,00 €

    Die Prosa "schatten: ho¿hle: ho¿lle" stellt die stringente Fortfu¿hrung der im Ritter Verlag erschienenen Bu¿cher "liegen bleiben" (2016) und "hypnos redance" (2019) dar. Während im ersten Band der Trilogie das Thema Selbstaufgabe konjugiert wird, kennzeichnet den zweiten ein Aufbäumen gegen Tendenzen von Selbst-Auflo¿sung und Deshumanisierung. In "schatten: ho¿hle: ho¿lle" artikuliert sich eine polyphon durchsetzte Stimme, welche eine Art U¿bertritt und das allmähliche Aufgehen in einer geisterhaften Welt beschreibt. Damit bleibt der Autor seinem Schreib- und Forschungsabenteuer treu, Mo¿glichkeiten philosophisch-dichterischer Rede heute in Hinblick auf das historische Erbe und das kulturelle Unbewusste auszuloten. Aspekten des Katastrophischen, Verbrannten, Zersetzten und mechanisch Ersetzten begegnet Stefan Schweiger mit einer hybriden Poetik der Autoreflexion, in der sich Unterschiede zwischen Erinnertem, Erfundenem, Geträumtem sowie Kommentaren und Einspru¿chen auflo¿sen. Mit selten erreichter Präzision und stilistischer Wucht nähert sich der Text "schatten: ho¿hle: ho¿lle" epochalen Bru¿chen, lässt Relikte von Subjektivität, letzte Reste des Menschlichen im Echoraum einer dystopischen Nicht-Welt nachhallen.

  • von Franzobel
    23,00 €

    Als Bub soll Franzobel andachtsvoll in den Liturgiebüchern seiner Heroen der Fußball-WM 1974 und 1978 gelesen haben. Nun legt er seinen vierten Band mit Sport-Miniaturen vor. Als Sportsmann der alten Schule feiert der Autor die rar gewordenen "echten Typen", während er beherzt in die glatte Oberfläche eines überkommerzialisierten Profisports grätscht. Mit seinen punktgenauen Einwürfen gegen Machtgier von Verbänden, Chauvinismus und Schadenfreude der Medien spricht er allen Fans (exklusive wohl jener des FC Bayern!) aus der Seele, mit denen er seine profunde und über viele Disziplinen gestreute Expertise aus TV, Zeitungen und gelegentlichen Stadionbesuchen teilt.Das Material aus dem Sportprogramm transferiert Franzobel allerdings in eine andere Liga, in der nicht nach Punkten, vielmehr nach Treffern abgerechnet wird. Als Kolumnist ist Franzobel ungekrönter Meister von Gedankenweitsprüngen und Wortsalti: Allein aus Lautanalogien zum Namen des Radrennfahrers Gall (Felix) entwickelt er eine Geschichte, verschlungen wie eine Giro-Bergetappe. Beifallsstürmende Vergleiche von Spielanlagen und -ergebnissen mit Tiefkühlgemüse, Mumien, Seehunden oder Eiernockerln adressieren den tieferen Kern der Sportbegeisterung. Die Sehnsucht danach, dass etwas geschieht, das es gar nicht geben kann: Glücksmomente wie beim aktiven Skifliegen.

  • von Ronald Pohl
    23,00 €

    Ronald Pohls Roman "Der gewendete Handschuh" komplettiert mit dem Gedichtband "Signor Mongibello" und mit der Erzählung "Donna Malerba" (in: "Der Vaghals") eine Trilogie, in deren Zentrum der A¿tna steht. Zum guten Teil werden die verwickelten Geschichten um Landadlige, Provinzhonoratioren sowie dem aus Norddeutschland zugereisten Fotografen und Brautwerber von Gloeden aus dem letzten Buch wieder aufgenommen, erzählt nun allerdings in umgestülpter Perspektive: aus der Ich-Position der ehelos gebliebenen Malerba, aus der ihres Vaters bzw. von deren Antipoden.Die Verstrickungen in Hochzeitshändel, Mitgiftjagd, Töchterschacher und "-entsorgung" bleiben ebenso undurchsichtig wie die profitable Teilhabe einiger Akteure am faschistischen Regime. Für ein solches Milieu der Ränke und Verstellung kreiert der Autor eine Sprachform von höchster Ambivalenz: Eine regelrechte Explosion von Metaphern erweist dem "Signor Mongibello" benannten Vulkan seine Reverenz, erlesene Wörter und Phrasen früherer Epochen bedecken die Erzählung gleichsam mit einer schwefeligen Nebel-Schicht, und allerorten spreizen Einschübe die wuchernde Syntax auf. Kaum ein Satz bleibt ohne rhetorischen Schmuck: Wo es um Vertuschen und Täuschen geht, entpuppt sich der "uneigentliche" Ausdruck als Herrschaftsinstrument. Ronald Pohl zeigt sich mit seinem Roman "Der gewendete Handschuh" einmal mehr als Meister der augenzwinkernden Umprogrammierung historischer und zeitgenössischer Stilregister.

  • von Hanne Römer
    19,00 €

    Im Zentrum von "DATUM PEAK" steht ein Natur-Blick, der sich selbst in unvereinbaren Widerspru¿chen wahrnimmt, die existenziellen Belange einer Forscherin ebenso fokussiert wie die damit verbundene Doppelachse ihres Schreibens und Zeichnens. Beobachtungen der Fauna von der Ameise bis zum Biber, Ereignisse von Expeditionen treten u¿ber die Koordinaten vertrauter Logik hinaus, erzeugen phantastische Koinzidenzen und treiben im Sprachspiel, etwa um die mysterio¿se Wesenheit "Bonsai Salami", Blu¿ten. Hanne Ro¿mer folgt ihrer unter dem Label ".aufzeichnensysteme" errichteten Systematik, Material eigener Schriften, Journale und Notizen korrespondierend in Kontakt treten zu lassen. Sind es in ihrer zuvor publizierten "Trilogie einer Kompression" Einzelwo¿rter und reduzierteste Syntagmen, die den Ausgangstexten entnommen werden, verschneidet die Autorin in "DATUM PEAK" nun längere Textabschnitte derselben Quellen miteinander und lässt aus Erzählkeimen narrative Arrangements sprießen. Im vorliegenden ersten Teil ihres Projekts einer Entfaltung gelingt es Hanne Ro¿mer auf u¿berzeugende Weise, strukturell wie inhaltlich in der Natur beobachtete Prinzipien in poetische Prozesse zu transformieren: Naturpoesie im wahren Sinn des Wortes!

  • von Stefan Schmitzer
    15,00 €

    Stefan Schmitzers "Invokationen" stellen Strategien dichterischer Zauberei auf den Prüfstand, indem sie nach deren Wirkmöglichkeiten angesichts einer Zivilisation fragen, die ihre Fühler in den Weltraum ausstreckt, selbst aber in Auflösung begriffen ist. Die Gedichte und Prosatexte dieses Bandes entrücken in eine universelle Raum-Zeit: Unter die angerufenen Olympischen Götter mischt sich ein "Prof. Dr. Freud!", Athene erscheint in Gestalt von Arnold Schwarzenegger, Traktoren, Kinderwägen und der Moses von Michelangelo sind ebenso Sujets der Anrufungen wie GPS- Bewegungsprofile oder die Wohltaten eines Bildungssystems, das jenen weit offen steht, die zufällig nicht zu einer ethnischen Minderheit zählen.Gestalt verleiht einem solchen Panorama eine furiose Kompilation unterschiedlicher Stilgesten zwischen klassizistischer Feierlichkeit und futuristischer Prägnanz, österreichisch gefärbtem Parlando, freien Beatrhythmen und Slang. Die aus dem Zusammenprall von Sprach-Welten resultierende Dialektik legt den Fehlschluss naiver Anverwandlung mythischen Denkens offen. Mit coolem Humor und feiner Ironie begegnet "loop garou" der Suppression heutiger staatlicher und merkantiler Zusammenhänge samt ihrer Legitimationsdiskurse. Stefan Schmitzers wendige Poetik der Entzauberung lässt die als falsch erkannten Redeweisen ins Leere laufen.

  • von Andreas Okopenko
    19,00 €

    Bevor man die Nase voll hat vom Nazi-Thema sollte man sie noch einmal in den Wind der Geschichte halten und sehen, wo der herkommt. Denn wenn das Rad der Geschichte auch nicht zurückgedreht werden kann, können doch seine Spuren verfolgt, und vielleicht ein Stück weiter begriffen werden - so Andreas Okopenko 1984 zu seinem Episodenroman, der in Zeiten des Rechtsrucks und des Krieges in Europa auch vierzig Jahre später dazu ermahnt, zu hinterfragen, was uns umgibt und wie es uns bewegt. Sein "rückgespulter Erlebnisablauf" über Kindheit und Jugend im ,Deutschen Jungvolk' stemmt sich gegen die Zeitflucht. Von der Endphase des Zweiten Weltkriegs begleitet Okopenko den überzeugten "Kindernazi" Anatol Vitrov zurück in die Zeit vor seiner Identität als ,Reichsdeutscher', und spürt anhand seines Beispiels der Ideologisierung einer heranwachsenden Generation im NS-Apparat nach. Als Basis für seinen Text diente ihm von eigenen Tagebucheinträgen bis hin zu Alltagsdokumenten aus der Kriegszeit eine Fülle an Material, das Okopenko in Collage- Arbeit modifiziert und zu 62 Episoden montiert hat.Erstmals liegt nun eine Ausgabe vor, die seinem Roman einen Kommentar anhand ausgewählter Arbeitsunterlagen zur Seite stellt.

  • von Werner Hofmeister
    28,00 €

    Der Konzeptkünstler Werner Hofmeister leistet mit seinem Museum für Quellenkultur seit zwanzig Jahren Kulturarbeit im Görtschitztal.Im Gegensatz zur Unterwürfigkeit des vom Kunstbetrieb geschulten Kunstpublikums stellt sich Hofmeister in Klein St. Paul einem echten Kommunikationsprozess: Im Abseits traditioneller Kunsträume (im künstlerischen Niemandsland unter Kunstfremden) ist das Klima rauer, birgt künstlerische Arbeit für den Künstler mehr Widerstand und Erklärungsbedarf, für die Kunst umso mehr produktive Widerständigkeit und Bewegung.(Geraldine Klever)

  • von Ilse Kilic
    19,00 €

    Die Privatgelehrte Mimi La Whipp beschäftigt sich mit einer "Theorie von Allem" und hofft auf eine Maschine zur Verbesserung der Welt, die "wir alle" sind. Ihre Geschichte gibt den Rahmen fu¿r mannigfaltige Ausfu¿hrungen zum "St. Immerleinstag", zur Verwandtschaft der Unarten, zu "melancholischen Wolken" oder "Klebseria-Bakterien" sowie zur Frage, ob man Biber und Baum zugleich lieben kann. Zu den Hauptfiguren geho¿ren weiters "Mein Spatz", der oder die in einem Essigkrug geboren wurde und sich fu¿r die Mitarbeit an diesem Text beworben hat, die literarische und die psychologische Beraterin der Autorin und auch diese selbst, die uns lesend am Konzeptionieren ihres Buchs teilnehmen lässt. Im virtuosen Spiel mit Fakt und Fiktion kommen Mechanismen von Mikrogesellschaften, Mo¿glichkeiten des horizontalen Austauschs von genetischem Material ebenso wie literarische Strategien fu¿r den Publikumserfolg zur Sprache. Meisterinnenhaft fu¿hrt Ilse Kilic unterschiedliche Textsorten und Realitätsebenen zu einem vielstimmigen Buch zusammen und schärft mit gewitzten Einfällen und lakonischem Humor unsere Sinne und den Widerstandsgeist gegenu¿ber so manchen Skurrilitäten heutiger Wirklichkeit.

  • von Max Höfler
    19,00 €

    Warum dreht sich am A¿quator die Erde schneller? Wofu¿r wurden Aquädukte gebaut? Max Ho¿fler hat die Antworten parat: Es sind die Beschleunigungskräfte des flotten Springbocks und des zackigen Impalas, die den Untergrund zum Rotieren bringen, und in den Hochleitungen sollte einst der Lambrusco und Veltliner fu¿r die Haute Vole¿e rinnen. Es sind die Fragen des Trivial Pursuit-Spiels, die sich Ho¿fler in Alles u¿ber alles als Ausgangspunkt fu¿r Mutmaßungen u¿ber die Beschaffenheit der Welt hernimmt, streng formelhaft und stets als Gegenfrage formuliert. Der Kanon weitgehend nutzlosen Wissens ist als Unterscheidungsmerkmal sogenannter Eliten funktionslos geworden. Max Ho¿fler lässt dieses in grotesken "Erklärungen" verpuffen und treibt dessen Trägern die Bildungsdu¿nkel aus. Eine hybride Kunstsprache, die sich der kreativen Energie der Idiome von Halbstarken, kleinbu¿rgerlichen Poseuren und Spru¿cheklopfern des Privat-TV zunutze macht, usurpiert das Pädagogendeutsch des Gesellschaftsspiels. Neuseeländische Kampfschafe und Berserker-Pinguine machen sich u¿ber das Thema Postfaktizität her und diverse, uns Lesende aufs Korn nehmende Clickbaits und Bilder stellen Hierarchien von Wissensgenerierung bloß. Alles u¿ber alles bietet ebenso extravagante Unterhaltung wie deren Dekonstruktion, und noch mehr: Wenn der Enzyklopädist die Herkunft der roten Farbe der Golden Gate Bridge mit dem Blutzoll, den die Arbeiter bei deren Errichtung zahlten, erklärt, tippt er Wis- sensformationen an, die nicht nur beim trivialen Party-Spiel unter den Tisch gekehrt werden.

  • von Mark Kanak
    27,00 €

    Drall träumt von Ella, Ella träumt von Drall, und keiner der beiden traut dem anderen. Dass nichts so ist, wie es scheint, gilt als Credo in Mark Kanaks Prosabuch Lu¿gendetektor, das in zwei Spalten formatiert, links die Perspektive des Mannes auf Deutsch, rechts auf Englisch, hier allerdings immer wieder durch Ella zurechtgeru¿ckt, zeigt. Freilich erweist sich auch dieser Eindruck als fraglich: beide Textspuren ko¿nnten genauso gut im Kopf eines/r Einzigen ablaufen. In satirischer U¿berzeichnung fu¿hren Dralls Auslassungen und Ausschweifungen einen durch und durch sexualisierten Mu¿nchhausen vor, und ebenso konsequent lässt Mark Kanak diverse Diktate zu gegenderter Sprachverwendung ad absurdum laufen. Der Diskurs um Monogamie und Untreue dient dem Autor als Rahmen zur Ausbreitung einer kultur- und technikgeschichtlichen Text- und Bild-Collage zu Polygraphen und Wahrheitsdrogen sowie deren forensische, nachrichtendienstliche oder private Anwendungen. Lu¿gendetektor gibt ein heiter-bestu¿rzendes Panorama wahrer und fiktiver Fakten zur Mentiologie (Lu¿genkunde) und reitet einen furiosen Angriff auf die Verlogenheit eines Systems, das die Lizenz zum Flunkern und Bemänteln von oben nach unten stets unterschiedlich verteilt.

  • von Franziska Füchsl
    23,00 €

    Rätselhafte Begegnungen mit Nachbarn, mit einer "Geschu¿tzabwerferin", Beobachtungen von driftenden Passant:innen und strauchelnden Tauben lassen Versehrtheiten spu¿rbar werden, die (auch buchstäblich) vom Zupflastern individueller Spielräume herru¿hren. Was landläufig als vertraut und unproblematisch wahrgenommen wird, ein akkurat eingerichteter Park, nachträglich gepflanzte Alleen, gerasterte Wohnviertel, offenbart sich in Franziska Fu¿chsls Die Straßen sind sichtbar als heikel, wird gerade darin die strukturelle Feindseligkeit einer allgegenwärtigen Zurichtungsmaschinerie sichtbar. Die Erzählerinnen versuchen, sich gegenu¿ber solchen Umgebungen so etwas wie Souveränität zu bewahren: einerseits durch eine Sicht auf die Welt aus dem Tiefparterre, andrerseits anhand eines u¿berraschenden sprachlichen Zugriffs auf die Dinge und Zustände nach dem eigenen Augenschein. Losgelo¿st aus gewohnten Begriffsbahnen verbinden sich Wo¿rter und Wendungen auf neue Art, schlagen Wurzeln und verbinden im poetischen Bild Mensch mit Baum, mentale Vorgänge mit physischer Natur, verschalten Außenwahrnehmung mit Innensicht. Franziska Fu¿chsls Erzähl-Dichtungen lassen solcherart die Narben und klaffenden Wunden heutigen Lebens im systemischen Zusammenhang erkennbar werden.

  • von Gerhard Rühm
    23,00 €

    Gerhard Rühm bezeichnet die Zahl als reduziertestes und zugleich universellstes, intermedial übertragbares Gestaltungselement. Seit Mitte der 1950er Jahre wählte der Autor Zahlwörter und Ziffern als Material für zahlreiche Arbeiten, v.a. der auditiven und visuellen Poesie, die hier erstmals gesammelt und großenteils im Erstdruck vorliegen. Aufs Papier gebracht z.B. als Schreibmaschinenideogramm, Schriftzeichnung, in der Collage von Alltagsdokumenten oder in unterschiedlichsten literarischen Formaten gewinnen Zahlen und Zahlenkonstellationen thematische Prägnanz aus der jeweiligen Gestaltungsweise. Als gerecht, verunglückt, geträumt oder mystisch betitelte Rechnungen übersetzen arithmetisches Vokabular in lebensweltliche, existentielle oder kosmische Vorstellungsbereiche.Die Verwandtschaft der Wörter "zählen" und "erzählen" akzentuiert Rühm in modellhaften "Erzählungen": vom Lebenslauf als Liste zu- und abnehmender Körpergröße in Zentimetern bis zur Geschichte des Universums im verkleinerten Maßstab eines Erdjahres: vom Urknall am 1.1. bis zur Mondlandung in den letzten Sekunden vor Silvester Mitternacht.Aus der genuinen Verbindung von Zahl und Rhythmus entwickelt der Autor vielfältige sprachmusikalische Konzepte. Durch die Freisetzung der sinnlichen Qualitäten der Numeralia subvertieren Rühms exakt kalkulierte Dichtungen unsere durch maßlose Steigerung und lückenloses Controlling geprägten Zahlen- und Lebensumgebungen. Gerhard Rühms Zahlendichtungen erweisen sich in der Zusammenschau als das facettenreichste, vergnüglichs- te und brisanteste Corpus innerhalb dieses Genres heute.

  • von Peter Pessl
    23,00 €

  • von Rosa Pock
    19,00 €

  • von Li Mollet
    19,00 €

    Li Mollets später ist ein Buch über Zeit und Raum, ein Panorama von Wandel und Vergehen. Gleichsam um der Flüchtigkeit Einhalt zu gebieten, ist der Text streng nach Plan in einhundertundvier Abschnitte gegliedert, die stets mit einer Notiz zum Interieur der Schreib- und Wohnstatt beginnend die Innen- und Mitwelt einer schreibenden Ich-Figur sprachlich in Szene setzen: Vegetation und Witterung, Klänge und Geräusche, die Beobachtung eines Kindes, Träume, Gespräche oder Bemerkenswertes, das anderen widerfährt, werden nach Prinzipien der Analogie oder kontrapunktisch zu annähernd gleich langen Sequenzen zusammengefügt.Li Mollet ist eine Meisterin der Verknappung: Lebensentwürfe werden komprimiert zu einem einzigen Satz, und in scheinbar Nebensächlichem entfalten sich epochale Atmosphären. Ihr Prosa- buch später gibt auf herz- und geisterfrischende Art Auskunft, wie Empfinden und Anschauung des Einzelnen von der ökonomischen Weltwetterlage draußen mitgeprägt werden und welche inspirieren- den Umtriebe man Letzterer entgegengehalten kann.

  • von Paul Divjak
    15,00 €

    Im Zentrum dieses Breviers steht eine experimentell-literarische Annäherung an O¿sterreich, an dessen sprachliche Konstruktion und das verborgene "Selbst" des Landes. Bekannte und weniger geläufige Reden über O¿sterreich - so auch Zitate von Karl Kraus, Hilde Spiel, Elfriede Jelinek oder Thomas Bernhard - treten als Fehlübersetzung in Erscheinung: mittels Google-Translate wie- derholt ins Thailändische übertragen - eine Sprache, in die sich Hierarchien der Gesellschaft deutlich einschreiben - und wieder zurückübersetzt, mit all den von der KI generierten Unschärfen und Sinnverschiebungen.Der Duktus von schlecht übersetzten Gebrauchsanweisungen erin- nert in seinen besten Beispielen vielleicht an Dissertationen eben noch gewesener österreichischer Minister. Und in der Tat werden im begrifflichen Gestelze und syntaktischen Gestolpere Sprachfor- men des machtpolitischen Diskurses (nicht nur O¿sterreichs) wie- der erkennbar. Der anarchische Witz und der feierliche Nonsense so mancher Kalauer freilich lässt eine als typisch österreichisch bezeichnete sprachsatirische Tradition hochleben.

  • von Clemens Schittko
    19,00 €

  • von Jörg Piringer
    27,00 €

    Jörg Piringer versteht die Produktion von Computerliteratur als künstlerische Forschung und explorative Programmierung, die den subjektiven Aspekt und den persönlichen Erkenntnisgewinn betonen. Beispiele seines umfangreichen digitalliterarischen Werks legt der Autor, soweit dieses gedruckt dargestellt werden kann, nun erstmals in Buchform gesammelt vor. Piringers Arbeiten, die in der Regel das Schreiben oder Umformen eines Computer-Programms und das Befüllen von diesem mit geeignetem Textmaterial umfasst, sind von konzeptioneller Raffinesse und einem "coolen" Humor geprägt. Ihre Herstellungsart ist der ludischen Poesie verpflichtet: eine in 82 Sprachen maschinenübersetzte Transformation des Gedichts "Das Abendlied" von Matthias Claudius oder ein Generator für Märchentexte, deren Narrationsfortschritt nach Wahrscheinlichkeiten aufeinander folgender Wörter gesteuert wird, setzen auf den Zufall als produktionsästhetisches Kalkül. Ein solcher Ansatz stellt zum einen den Schematismus genregerechten Schreibens bloß und dient andererseits als Motor für verblüffende Wort- und Satzkombinationen, die auf dem Weg "intuitiven Dichtens" kaum herstellbar wären. Die maschinengenerierte verbale Beschreibung real ablaufender Handlungen und künstliche neuronale Netzwerke, denen Zitatmaterial "antrainiert" wird, verweisen auf KI-Anwendungen, die in naher Zukunft unsere technische und soziale Wirklichkeit prägen werden. Es sind gerade die individuellen und gesellschaftlichen Implikationen von sprachzentrierten Computertools, die der Autor in seinen kreativen Versuchsanordnungen in Augenschein nimmt. Jörg Piringers "datenpoesie" unterstreicht die Dringlichkeit einer kritisch-kreativen Auseinandersetzung mit Oberflächen und Quellcodes heutiger und kommender Umgebungen.

  • von Gunter Falk
    32,00 €

  • von Maria Nicolini
    29,00 €

    Maria Lassnig zählt zu den bedeutendsten Künstlerinnen des 20. und 21. Jahrhunderts. Ihr erstes eigenes Atelier hatte sie in Klagen- furt, hier begann ihre Weltkarriere. Vom Atelier aus, "ein improvi- sierter Nachkriegssalon" großer Strahlkraft, erkundet dieses Buch Aspekte der Kunst und des Lebens der Künstlerin: "Eine Hommage an Maria Lassnig aus dem Land ihrer Herkunft, das sie nur selten Heimat nannte." Landschaft ist der Schlüssel, der das Buch in drei Abschnitte gliedert.Im ersten Abschnitt 'Landschaft des Notwendigen: Ort - Zeit - Bild - Wort' wird Lassnigs erstes Atelier als ORT des Anfangs vorgestellt und in seine ZEIT gefügt. Danach tritt ein BILD-theoretischer Text in die Landschaft; auch Maria Lassnigs Literatur findet sich ein: das WORT.Im Abschnitt 'Landschaft Meisterklasse' kommen Schüler und Schülerinnen aus der Lassnig-Meisterklasse, heute arrivierte Per- sönlichkeiten in der Kunst, zu Wort. "Meisterschüler sein ist eine Lebensaufgabe."Der dritte und letzte Abschnitt 'In die Nähe und in die Ferne gehen' widmet sich Begegnungen in der Zusammenarbeit mit Maria Lassnig - die Filmkamera tritt auf. Danach folgen die Textminiaturen 'Momente der Nähe'. Freundschaften und andere Abneigungen kommen zur Sprache: einzelne, die in die Ferne gehen, aber auch solche in den Nachbarhäusern des Ateliers. "Sie kämpfte für ihre Kunst, der sie alles unterwarf."Zu den Autoren und Autorinnen des Buches - unter ihnen auch die Herausgeberin - gehören WissenschafterInnen der Universität Klagenfurt, Künstlerinnen und Künstler aus der Meisterklasse Maria Lassnig; außerdem Menschen, die dieser Künstlerin und ihrem Werk verschiedentlich nahestanden.

  • von Jörg Piringer
    27,00 €

    Jörg Piringer investierte 5,60 Euro in einen Online-Dienst, um die Leistungsfähigkeit des neuronalen Netzwerks generative pretrained transformer (GPT in der Version Nr. 3) mit diversen Schreibaufträgen zu testen. Die Ergebnisse dieses wohlfeilen Experiments dokumentiert der vorliegende Band. Gedichte nach bestimmten Vorgaben oder ein ganzer Katalog von Transformationen eines vorgegebenen Gedichts in einen Gesetzestext, ein Gebet, einen Wikipaedia-Artikel, in einen Glu¿ckskeksspruch oder einen Donald-Trump-Tweet bezeugen die Stilsicherheit der Ku¿nstlichen Intelligenz, die Piringer auch einem Intelligenztest (Sprachkompetenzaufgaben) unterzieht, bei dem diese allerdings mit einem unterdurchschnittlichen Ergebnis abschneidet. Piringer setzt die von GPT-3 erstellten Poesie-Dokumente in Beziehungen zu historischen, analogen Kombinatoriken oder den Hervorbringungen von Schizophrenen und macht Differenzkriterien sichtbar zwischen "inspirierter" Produktion gegenu¿ber jener der Programmroutine, der die Fähigkeit, "Wortwitz" und semantische Doppelbödigkeit zu "verarbeiten", vollends fehlt.Vorzu¿ge des nicht computerunterstu¿tzten Schreibens bringt Piringer umso beherzter in seinen genuinen Gedichten wie dichterisch-essayistischen Reflexionen zur Geltung: Mit lakonischen Pointen bespricht er die Inselbegabung der Maschine, Probleme des immensen technischen und ökonomischen Aufwands beim Trainieren von Neuronalen Netzwerken sowie der Definitionsmacht in Bezug auf Algorithmen und nicht zuletzt die tiefgreifenden sozialen Implikationen der KI-Poesie fu¿r den Autor als Redakteur und "Mausklicker".Jörg Piringers gu¿nstige intelligenz ist ein geistreicher und unterhaltsamer Zwischenbericht u¿ber den Stand computerfabrizierter Dichtung heute, die in punkto ästhetische Komplexität und Innovation sowie inhaltliche Substanz der humangenerierten Literatur nach wie vor - in durchaus beruhigendem Abstand - hinterherhinkt.

  • von Felix Philipp Ingold
    27,00 €

    Felix Philipp Ingold präsentiert in seiner neuen Essaysammlung eine Galerie von Einzelportraits moderner europäischer "Privatphilosophen", für die Philosophie kein akademischer schulbildender Beruf war, sondern intensives, sezessionistisches, eigensinniges, oft auch einsames Reflektieren und Schreiben.In aller Regel arbeitet sich die professionelle Philosophie am Denken vorgängiger Philosophen ab, dessen Falsifizierung und U¿berbietung ihren "Fortschritt" ausmachen, und so bewahrt, transportiert und kanonisiert denn auch die akademische wie die populäre Philosophiegeschichte vorzugsweise ganzheitliche Ideengebäude, die als geschlossene Systeme gelten sollen, während privates Denken und private Denker in aller Regel unberücksicht bleiben.Betroffen von solcher Missachtung sind "selbstdenkende" Dichter, Künstler, Wissenschaftler, die keiner Schul- oder Systemphilosophie verpflichtet sind, sondern philosophierend sich Gedanken machen über die Welt, über den Sinn des Lebens und über sich selbst.Vorgestellt werden knapp zwei Dutzend bekannte wie unbekannte (oder vergessene) "Privatdenker" des 20. Jahrhunderts - von Fritz Mauthner bis Manlio Sgalambro -, an deren Beispiel die Problem- und Formenvielfalt selbsttätigen Philosophierens repräsentativ vor Augen geführt wird.

  • von Florian Neuner
    32,00 €

    Der Literatur- und Musikwissenschaftler Sebastian Kiefer behauptet seit Jahren eine solitäre Stellung in der deutschsprachigen Publizistik: Er entwickelte eine eigene Kunst des minutiösen Lesens und versucht dabei zu zeigen, dass die Anspru¿che an poetische Sprache und Erfahrung, wie sie Goethe, Hölderlin oder Eichendorff hegten, heute nur in avancierten Texten lebendig wiederholt oder neu formuliert werden können."Lesen" in Kiefers Sinn ist das Gegenteil des konventionellen "Interpretierens": Es geht nicht um das Extrahieren angeblicher dichterischer Aussagen - denn alles, was man u¿ber die Welt oder u¿ber sich selbst sagen kann, lässt sich auch ohne Kunst sagen. Genuin poetische Erfahrungen von Ich, Welt und Sprache können nur im Mit- und Gegeneinander verschiedener Arten von Gefu¿hlen, Gedanken und Wahrnehmungen im praktischen Lesen gemacht werden. Lesen ist fu¿r Kiefer die Kunst, diese verschiedenen geistigen Aktivitäten zu verfeinern, beobachten und erleben zu können. Kenntnis der historischen Sprechweisen und Erkenntnisbegriffe ist dazu ebenso unerlässlich wie eine Verfeinerung der Aufmerksamkeit fu¿r das Spiel der Empfindungen und die Nuancen der sich zeigenden Phänomene. Die hierorts versammelten Aufsätze folgen Kiefers Lektu¿rebewe- gungen in seinen zentralen Untersuchungen von Texten deutscher Klassiker bis zur Neoavantgarde (Reinhard Priessnitz, Ferdinand Schmatz, Ulrich Schlotmann u.a.). Hommagen von Autor*innen, deren ästhetische Positionen fu¿r Sebastian Kiefer Relevanz besitzen - zu einigen von ihnen hat er richtungsweisende Publikationen vorgelegt -, komplettieren den Band.

  • von Bradley Stephens
    29,00 €

    Die neue Biographie u¿ber Victor Hugo, die der britische Professor fu¿r franzo¿sische Literatur, Bradley Stephens, während der Zeit der Brexitverhandlungen geschrieben hat, porträtiert einen der beru¿hmtesten Schriftsteller Frankreichs, der auch ein bedeutender bildender Ku¿nstler war, vor dem kenntnisreich geschilderten Hintergrund von Familien- und Zeitgeschichte. Dazu geho¿ren auch seine lange geheim gehaltenen erotischen Interessen und sexuellen Abenteuer, die von seinem Schreibleben nicht zu trennen sind. Hugos liberale Haltung im Privaten, Gesellschaftlichen und Politischen zeigt einen republikanisch-demokratischen Visionär: Er ist ein Gegner des Krieges, der Todesstrafe und der Sklaverei; ein Kämpfer fu¿r die Gleichheit und die Rechte der Frauen, den Zugang zur Bildung fu¿r alle, u.a.m. Die von ihm erträumte und erhoffte Freundschaft zwischen Frankreich und Deutschland sah er als Kern der ,Vereinigten Staaten von Europa' - als Ende aller ,Bruderkriege'. Am 14. Juli 1870 pflanzte er die "Eiche der Vereinigten Staaten von Europa" im Garten des Hauteville House, wo er während seiner Verbannung auf der Kanalinsel Guernsey von 1856 bis 1870 lebte. Als der Autor von Die Elenden und Der Glo¿ckner von Notre-Dame im Mai 1885 in Paris zu Grabe getragen wurde, säumten zwei Millionen Menschen seinen letzten Weg.

  • von Elisabeth Wandeler-Deck
    19,00 €

    Das Blässhuhn: es taucht unter, kommt an unerwartetem Ort und Zeitpunkt wieder zum Vorschein, so auch Antigone, als volatile Figur, Fragestellung, Projektionsfläche. Als widersetzliches Mäd-chen trägt sie, der Etymologie ihres Namens nach, ein "Gegen" in sich wie auch "Geburt" und "Abstammung", zieht Spuren nach verwandtschaftlichen Banden und durchkreuzt literarische Felder. Ein Ordnungsprinzip von A bis Z steckt den täuschend klaren Rahmen ab für Prosaminiaturen, Gedichte, Notate und Listen, Thesenhaftes oder in Zeitungen Vorgefundenes zu Affoltern und Baden, den loka- len Koordinaten einer für Reflexion, Theorie und Traumhaftes ebenso wie für Konkret-Soziales durchlässigen Textur.Durch das fragile alphabetische Raster hindurch bricht sich das Diskontinuierliche, Wilde und Chaotische der Erscheinungen, Beobachtungen und Gedanken Bahn - von der Autorin virtuos zum Ausdruck gebracht in immer wieder neuen Formfindungen, die ihre Qualität gerade aus der Apperzeption von Sprüngen, Unterbrechung und Kontamination beziehen. Antigone Blässhuhn Alphabet so nebenher ist ein ästhetisch wie politisch brisantes Buch: ein flirrendes Dokument von Selbstverortung und präzises Modell kalkulierter U¿berschreitung.

  • von Fiston Mwanza Mujila
    23,00 €

    Anrufungen, Beschwörungen und Lobpreis (was "Kasala" auf Kiluba bedeutet), Geschichten und Gesichter einer Stimme, die alle Instrumente einer Jazz-Band aus sich heraus zu orchestrieren scheint: Mit prallen, bunten Bildern, ebenso heiteren wie bestu¿rzenden Szenen und Motiven inszeniert Fiston Mwanza Mujila eine mitreißende Dichterrede, deren kolossale U¿bertreibung jegliches Pathos implodieren lässt und umso schwungvoller poetische Energie zu entfesseln vermag - als Gegenfeuer zum Falschen des Bestehenden.Aus unterschiedlichen lyrischen Traditionen anklingende Obertöne erzeugen die Atmosphäre einer hybriden Welt, die sich aus Versatzstu¿cken aus verschiedenen globalen Räumen und Zeitschichten amalgamiert. Wo alles möglich, real und surreal zugleich erscheint, versucht sich ein waches und empathisches Bewusstsein zu ver- orten: in der Bezugnahme auf den Kaku (den Urgroßvater bzw. Ahnen) und eine lebendige, animistische U¿berlieferung bringen die Gedichte Fiston Mwanza Mujila mit ihren treibenden Rhythmen und poetischer Wucht gängige Begriffe und Vorstellungen (post) kolonialer Lebenswelt ins Wanken.

  • von Helmut Machhammer
    28,00 €

    Die Monografie HELMUT MACHHAMMER - BILDHAUER stellt ein beeindruckendes bildhauerisches Schaffen vor."Er führt uns eindrucksvoll vor Augen, dass in der Steinbildhauerei noch lange nicht alle technischen und kreativen Möglichkeiten aus- geschöpft sind und dass man auch im 21. Jahrhundert der Schwere des Steines mit genialen Konzepten und Leichtigkeit begegnen kann", schreibt die Kunsthistorikerin Ulli Sturm zu seinem Werk.Das Buch präsentiert ein an der klassischen Bildhauertradition geschultes Schaffen, die Arbeit am Stein und das zentrale Interesse an der Figur. Helmut Machhammer löst sich jedoch von der Monumentalität und Schwere und entwickelt dynamische Skulpturen, die dem Material scheinbar zu widersprechen scheinen. Beweglich ist hierbei nicht nur der Betrachter, der die Figur zum Erfassen von Form und Raum umkreisen soll, sondern die Skulptur, die Figur selbst verfügt über unterschiedliche Standflächen, sodass sie in ihrer Position verändert werden kann und jeweils andere Außen- und Innenansichten, sich verändernde Ausdrucksformen und Eindrücke annimmt.Mit mehrsprachigen Textbeiträgen und zahlreichen Abbildungen erschliesst die Monografie die bildhauerische Werkentwicklung Helmut Machhammers, sie dokumentiert anhand vitaler Zeichnungen, Modellen und präzise erarbeiteter Vorstudien die Entstehung der Skulpturen, mit denen der Bildhauer einen Einblick in seine Arbeitsweise gewährt.

  • von Florian Neuner
    23,00 €

    Städte stellen in Florian Neuners "ROST" nicht bloß Schauplätze dar, sie sind in gewisser Weise selbst die Protagonisten. Der Autor liest im Text der Stadt. Seine Lektüre urbaner Räume zielt einerseits auf die Vergegenwärtigung topographischer Zusammenhänge und das Auf- spüren historischer Schichten. Andererseits geht es ihm darum, sich auf die Vielfalt von Texten einzulassen, die im Stadtraum offen zu Tage liegen. Der Autor verfeinert die bereits im Zuge seiner Erschreibung des Ruhrgebiets ("Ruhrtext", 2010) entwickelte singuläre Methode "literarischer Stadtforschung" und wendet diese auf den Rust Belt, das ehemalige Zentrum der Stahl- und Automobilerzeugung der USA, an. Erfahrungen von Deindustrialisierung, schrumpfenden Städten und Armut verbinden den "Rostgürtel" mit jenen des westdeutschen Städtekonglomerats. In Detroit und Cleveland aber weht ein schärferer Wind: Der Zusammenbruch des dominanten Wirtschaftssektors im Mittleren Westen, wo der Einsturz der "Blue Wall" der Demokraten für die Wahl Trumps zum US-Präsidenten (mit)ausschlaggebend war, hinterlässt - ganz ohne sozialstaatlich abgefederten "Strukturwandel" - einzig Ruinen und verbrannte Erde. Florian Neuner verbindet dokumentarische und essayistische Herangehensweisen mit einem radikal subjektiven und empathischen Blick, der an der "Psychogeographie" und den Umherschweif-Experimenten (Dérive) der Situationisten geschult ist. Die Recherchemethode des europäischen Fußgängers lässt grundlegende Widersprüche US-amerikanischer Städte umso deutlicher hervortreten. "ROST" ist ein ebenso pointierter wie bestürzender Epitaph auf die korrodierten Industriegebiete in Michigan und Ohio.

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    27,00 €

    Marina Zwetajewa gilt als eine der stärksten, formal anspruchsvollsten Autorinnen der europäischen Moderne. Entsprechend schwierig ist ihr Werk zu übersetzen. Kühne Brüche und der Vorrang des Klanglichen erschweren verbindliche Sinnstiftung, provozieren sie aber auch. Erotischer Taumel, Kriegswirren, Emigration, Naturseligkeit, großstädtischer Horror sind nur einige der emotional extrem spannungsreichen semantischen Raume, die ihre zwischen strenger Artistik und ausgelassener Schwärmerei changierende Dichterrede durchmisst. - Felix Philipp Ingold lässt sich in seinen übersetzerischen Annäherungen von der melodischen und rhythmischen Dynamik der Originalgedichte leiten, um vergleichbare Energien in der Zielsprache freizusetzen. In sorgsamem, dabei durchaus eigen- willigem "Nachbau" der russischen Vorlagen vermag der Dichter-Übersetzer deren offene Sinnpotentiale in höchster Intensität zur Wirkung zu bringen. Die vorliegende Auslese vereint neben zahl- reichen Erstübersetzungen (teils aus dem Nachlass) auch radikale Neufassungen kanonisierter Meisterstücke als emphatische Zeugnisse für den Reichtum an Möglichkeiten, die singuläre Lyrik Marina Zwetajewas heute auch in deutschem Wortlaut nachvollziehend zu lesen.

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